Rundtour durch Italien 2017
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Italien – Einmal rundherum! 4.9. – 21.10.2017 – HIER gibt es den Text auch als PDF
FOTOS sind immer am Ende des Textes, also ganz unten
Übersicht / Inhalt / Seitennummer
- Marienheide bis Mailand
- Marina di Massa / Piombino / Follonica / Populonia
- Capalbio – Tarot-Garten von Niki de Saint Phalle
- Saturnia – Bolsena Pitigliano – Castel Del Piano (Skulpturenpark Daniel Spoerri)
- Rom
- Sorrento und Wanderungen im Hinterland – Vesuv
- Paestum – Agripoli – Trentinara
- Cilento – Cirella – Diamante – Tropea (mit Ausflügen)
- Cerchiara di Calabria – Matera – Gallipoli – Nardò – Lecce
- Ostuni – Martina Franca – Locorotondo – Alberobello
- Fossacesia – Bologna – Cugnasco – Freiburg i. Br. – Marienheide und Fazit der Reise
Die erste von bisher (Stand Januar 2021) drei langen Italienreisen mit unserem VW Bus!
Alle drei Reisen waren total unterschiedlich und sind unvergesslich!
Diese hier wird eine erste Entdeckungsreise, ein Herantasten an Italien – schließlich umfahren wir fast den gesamten Stiefel – und an das Reisen mit dem Bus, an das Reisen in Form eines Road-Trips. Bisher sind wir meist in eine Region gefahren, um dort zu wandern und Rad zu fahren. Oder wir sind mit dem Rad eine längere Strecke von A nach B gefahren oder wir sind auf einem Jakobsweg gepilgert.
Aber eigentlich ist das alles doch schon sehr ähnlich, immer eine Art des Pilgerns.
Es wird eine Reise von 7 Wochen, 5711 Kilometern für ca. 4000 €, unendlichen Eindrücken und tollen neuen Kontakten.
Zur statistischen Übersicht:
Dank der ACSI Karte (campingcard.com) kostet die Übernachtung auf einem Campingplatz nur 20 € pro Tag. Für Péage und Tanken haben wir 622 € ausgegeben, also ca. 0,14 € pro Kilometer. Verpflegung pro Tag beläuft sich auf ca. 22 €, der Rest (ca. 3000 €) fließt in Eintritt, Essengehen und sonstige Sonderausgaben (Schmuck, Souvenirs…).
Montag, 04.09.2017 Marienheide – Sulzburg: 465 km
Bei spätsommerlichem Wetter geht es los. Eigentlich wollten wir ja in diesem Herbst unseren Pilgerweg auf der Via Podiensis durch Frankreich fortsetzen, aber das hat sich aus terminlichen Gründen zerschlagen.
Pilgern hat den Vorteil, dass man immer nur weiter laufen muss; das ist entspannend. Nun müssen wir wieder jeden Tag entscheiden, wohin und wie weit wir wollen. Aber wir haben beide richtig Lust Neuland zu entdecken. Der Plan ist „Slow Travelling“!
Was gibt es sonst Neues? Rudi hat eine neue Taschenfederkernmatratze und es gibt rundherum Mückennetze, so dass man alle Türen offen lassen kann! Es gibt halt immer mehr Komfort.
Der Campingplatz in Sulzburg liegt in den Weinbergen des Markgräfler Lands und ist im Herbst wohl fest in deutscher und niederländischer Hand, gern Senioren.
Der erste Urlaubsspaß ist eine Abkühlung im Naturbad des Platzes mit herrlich weichem Wasser.
Da das Restaurant wegen einer Familienfeier nicht offen ist und das von uns im Frühsommer getestete Restaurant am Sportplatz geschlossen ist, fahren wir mit den Rädern in den nahen Supermarkt und kaufen allerlei Leckereien, die wir genüsslich vorm Bus verspeisen, der zweite Urlaubsspaß heute.
Camping Sulzbachtal, Sulzburg
Dienstag, 05.09.2017 Sulzburg – Porlezza/Lago di Lugano: 331 km
Heute geht es durch die Schweiz, ein Tag mit vielen Tunnels, u.a. dem Gotthard Tunnel. Unterwegs fühlen wir uns in unserem Vorhaben bestätigt: wir werden von einem LKW überholt, der die Aufschrift trägt: „Schöni – yes, we can!“
Kurz vorm Ziel hätten wir noch zwischen Lugano (CH) und Porlezza (I) einen Tunnel nehmen sollen, den verpassen wir und zwängen uns auf einer sehr schmalen Straße durch kleine Örtchen entlang des Seeufers, immerhin war das die idyllischere Variante.
Der Campingplatz ist gut besucht, vorwiegend Deutsche und ein paar Belgier.
Wir haben auch ein weiteres Motto: Wir entdecken ein neues Land und eine neue Kultur …auch was die Campingplätze angeht. Dieser ist völlig o.k., aber die Sanitärs haben den Charme der 60er Jahre und Renovierungsstau…
Dafür gibt es einen weiteren Urlaubsspaß: Schwimmen im (hier sehr flachen) Luganer See!
Als wir abends noch einen kleinen Spaziergang entlang des Platzes am Ufer machen, werden wir von Italienern und Belgiern, die zusammen ein Gläschen Wein trinken, angesprochen, ob wir ein Foto machen könnten und wir bleiben dort hängen. Man bietet uns auch Wein und ein Häppchen an und man spricht in einem Gemisch von Französisch und Italienisch miteinander. Sehr lustig.
Das sind so die schönen Erinnerungen an eine Reise!
Camping Darna, Porlezza
Mittwoch, 06.09.2017 Porlezza – Milano/ Camping Citta di Milano: 93 km
Wer nach Mailand fährt, tut dies, um einkaufen zu gehen: Klamotten, Schuhe, Taschen. Wir nicht! Ich war als Jugendliche (vor 50!! Jahren) dort, um italienische Urlaubsbekannte zu besuchen, die mich und meine Mutter in ihre Familien eingeladen haben. Sie haben uns das normale italienische Leben und die italienische Gastfreundschaft gezeigt. Das ist eine der Grundlagen meiner Liebe zu Italien.
Mailand zu besuchen hat also vor allem einen persönlichen sentimentalen Grund!
Wir nehmen zunächst nicht die Autobahn, sondern fahren an den Comer See und an ihm entlang. Diese Gegend ist viel dichter besiedelt und viel touristischer als die am italienischen Teil des Luganer Sees. Richtig mondän und auch lieblicher als z.B. der Gardasee. Leider kann man nirgendwo halten, weil es eben nur diese eine Straße am Ufer gibt. Aber man bekommt einen guten Eindruck der Landschaft und versteht, warum u.a. Adenauer oder George Clooney sich hier niedergelassen haben.
Der Campingplatz liegt recht weit draußen am westlichen Stadtrand, durchaus nicht idyllisch, im Gegenteil. Passend dazu nehmen wir an der Einfahrt die falsche Spur und fahren gefühlt endlos durch heruntergekommenes Gelände, man wird ängstlich. Wir landen schließlich auf einem Abstellplatz. Also zurück und in die richtige Einfahrt. Man gelangt auf ein eingezäuntes Gelände (es entsteht ein Sicherheitsgefühl) ohne Charme, steht unter hohen Bäumen und kann sich über ein fantastisches Sanitärgebäude freuen. Na bitte!
Man fährt mit dem Bus 76 und der Metro M1 zum Dom, das dauert ca. 45 Minuten, Tickets bekommt man an der Rezeption.
Innerhalb von Mailand kostet jede Fahrt / jedes Ticket 1,50 € . Variante: 24 Stunden Ticket für 4,50 € pro Person! Sehr praktisch! Diese Art sich in einer Stadt fortzubewegen haben wir dann immer wieder angewendet.
Wir fahren also zum Dom, schauen uns auf der Piazza del Duomo und in der Galleria Vittorio Emanuele II um. Der Dom ist ein grandioser Anblick! Die Innenstadt ist weitgehend verkehrsberuhigt. Ich erkenne Mailand nicht wieder! Als ich dort war, war dies eher eine stinkende, laute Industriestadt!
Wir sichern uns schon einmal Combitickets für den Besuch des Domes und die Besteigung des Daches. Sollte man vorher machen, erspart längere Warteschlangen am Tag des Besuches an der Kasse! Die kosten 16 €/Person, gelten bis Jahresende und ab Benutzung 72 Stunden.
Wir grasen die Innenstadt noch ein wenig ab: die Galleria ist imposant mit Geschäften wie Prada, Gucci, Versace….Auf einem Mäuerchen auf der Piazza della Scala essen wir ein Eis und gucken Leute. Herrlich! Viele Asiaten mit Selfie-Stick! Auch die Edel-Shoppingmeile (eher eine Gasse) Via Monte Napoleone durchstreifen wir. Schon ziemlich dekadent: ganz kleine Preisschilder mit ganz hohen Preisen, sehr gelangweilt aussehendes, aber edel gekleidetes Personal, oft gähnende Leere, unnütze verrückte Kleidung, Taschen etc. in den Schaufenstern.
Der Höhepunkt dieses Tages ist der Besuch des Naviglio Grande mit seinen Szenelokalen.
Wir sind mit der Metro dorthin gefahren. Hier gibt es überall Lokale, in denen man sich zum Aperitivo oder zur Apericena trifft. (Apericena = Aperitif + Cena, also Abendessen mit Aperitif)
Man bezahlt etwas mehr für einen Aperitif, Aperol Spritz oder Wein oder Bier und kann sich an einem Büffet gütlich tun. Das kostet ca. 10 – 12 Euro pro Person. Wir kennen das aus Ferrara und aus Turin, das ist wohl eher eine Spezialität aus Norditalien.
Heute ist es sehr warm abends, wir sitzen draußen, genießen und gucken!
Wie die Profis fahren wir mit M1 und M2 und Bus 76 zum Camping zurück. Der Naviglio ist übrigens ein Kanal, über den u.a. auch Marmor aus dem Piemont zum Bau des Mailänder Domes nach Mailand gebracht wurde.
Wir lesen noch bis Mitternacht draußen vor dem Büsschen. Ein schöner Nachmittag und Abend!
Camping Città di Milano
Donnerstag, 07.09.2017 Milano
Die Nacht war nicht so gut, die relativ nahe Autobahn und die sehr laute Klimaanlage der Nachbarn waren zu hören und es war Vollmond!
Als wir in Milano ankommen, ist es schon nett warm, die Sonne scheint und die Touristen stehen in einer langen Schlange sowohl vor dem Ticketoffice als auch vor dem Eingang zum Dom an.
Wie schön, dass wir die Tickets schon haben, eine Schlange weniger! Die Schlange zur Besteigung des Daches ist wesentlich kürzer. Also erst auf das Dach, später in den Dom, vielleicht geht es dann dort schneller. Dann leisten wir uns noch für 4€ die Fahrt nach oben im Lastenaufzug. Bevor wir diesen besteigen dürfen, werden die Taschen / Rucksäcke kontrolliert und ich muss vor Zeugen aus meiner Wasserflasche trinken, um die Harmlosigkeit der Flüssigkeit zu beweisen!
Die Besteigung des Daches des Mailänder Doms sollte sich keiner entgehen lassen!!!! Man sieht von unten die viele Figuren und Spitzen am oder auf dem Dach. Das ist das Typische des Mailänder Doms. Wenn man diese Figuren aber oben aus der Nähe sehen kann, merkt man erst, wie viele es sind, wie groß sie sind, wie toll sie ausgearbeitet sind! Ein Traum!
Ich bin froh, dass ich vor wenigen Wochen über die Dächer des Kölner Doms gegangen bin, so hatte ich eine vage Vorstellung, was mich erwartet! Eine Freundin hatte uns die Besteigung des Kölner Doms geschenkt, da konnte ich schlecht kneifen. Ich leide nämlich sehr unter Höhenangst und wäre nie von selbst auf eine solche Idee gekommen! Wenn man aber oben auf dem Dach eines solchen Bauwerks herumspaziert, merkt man, dass überall hohe Balustraden bzw. Mauern um einen herum sind! Das ist machbar! Und, wie gesagt, es lohnt sich!
Ich muss gestehen, dass uns nach diesem Eindruck der Dom von innen zwar gut gefällt, aber nicht an das Erlebnis auf dem Dach heranreichen kann.
Obwohl wir inzwischen das überaus praktische 24-Stunden-Ticket haben, erkunden wir Mailand nun zu Fuß, lassen uns nach hier und dort treiben, laufen die Via Dante entlang, wo wir uns mal zum Ausruhen einen Cappuccio gönnen (für 4 €…ist ja im Zentrum…) und landen auf dem Largo Cairoli vor dem Castello Sforzesco. Dort geniessen wir ein super Gelato.
Wir stellen (mal wieder) fest, dass wir uns nicht wirklich gut vorbereitet haben: was bietet sich als Imbiss an? Wir wollen nicht touristisch „abgezogen“ werden und verstehen das italienische System noch nicht! Also lassen wir das!
Man muss nämlich erst an der Kasse bezahlen für das, was man essen möchte, und mit dem Bon (il scontrino!) kann man sich dann an der Theke das Essen abholen. Außerdem stellen wir fest, dass überall „calzone“ angeboten wird, was für mich eine zugeklappte Pizza ist. Die hiesige Variante erscheint mir mehr wie eine Teigtasche, in die man alles mögliche, gerne auch Kaltes rein tun kann. Na ja, wie gesagt: wir entdecken ein neues Land mit neuer Kultur!
Wie so oft bei Stadt-Erkundungen sind wir am zweiten Tag schon relativ früh von neuen Eindrücken gesättigt und fahren am Nachmittag zurück zum Campingplatz.
Kochen, ausruhen, mit den Nachbarn quatschen. Mutter und 17jährige Tochter auf der Rückreise, sie sind wirklich basic unterwegs. Sie schlafen in einem PKW, haben einen kleinen Kocher, das reicht.
Ein nächtliches Gewitter beendet die heutige Schwüle. Da sind wir doch froh, dass wir ein wenig mehr Komfort haben als Mutter und Tochter von nebenan (ausreichend Schlafplatz und Markise gegen den Regen!).