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Tag 19 |
Les Ponts de Cé - Ingrandes (50,5 km) (27.07.09)
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Rundherum gibt es morgens die übliche Aktivität, aber heute drohen mal wieder die dunklen Wolken. Man packt ein - Gottseidank noch ohne Regen - , bereitet das Frühstück vor (liebevoll gedeckt auf einem Holztisch des Campingplatzes), aber dann kommt der orage doch herunter. Also: alle hetzen unter die Bäume. Den netten holländischen Nachbarn und Marie Lou und David geht es nicht anders. Wir sind noch nicht fertig, da fahren die jungen Leute aus Quebec aber schon los, ausgestattet mit Regenjacken. Übrigens haben sie eine weitere Schicht gegen Regen erfunden: sie ziehen sich Müllbeutel mit den entsprechenden Löchern für Arme und Kopf unter ihre Jacken! Man sagt also "Salut". Doch als wir auch aufbrechen, beginnt kurz vor dem Sanitärhaus ein wahrer Wolkenbruch! Wir hetzen dorthin, um uns unterzustellen, und: na klar, Marie Lou und David sind auch da. Rudi lässt sich interessiert Marie Lous Navi zeigen (Garmin 60 CSX). Als es endlich etwas weniger regnet, fahren wir zu viert unter der Leitung von Marie Lous Navi nach Angers hinein. Vor dem Tourist Office steht ein Petit Train, den Marie Lou unbedingt benutzen will. Doch der wird sofort abfahren, das ist den beiden jungen Leuten zu hektisch. Sie wollen erst ihre Räder vernünftig unterstellen. Also verabschiedet man sich wieder und wir greifen spontan Marie Lous Idee auf: wir fahren mit dem Petit Train 45 Minuten durch Angers. Dabei sehen wir Straßen und Viertel, die wir sonst nicht gesehen hätten. Es geht nämlich auch über den Fluss Maine. Zurück im Zentrum essen wir eine Kleinigkeit in einer Sandwich-Bar, als der Zug wieder auf seine neue Runde geht: wer sitzt drin? Marie Lou und David! Heftiges Winken beiderseits! Nochmaliges Verabschieden! Inzwischen hat der Regen aufgehört. Nach einer kurzen Runde zu Fuß durch das Zentrum von Angers fahren wir weiter, zunächst entlang des Flusses Maine, später natürlich wieder entlang der Loire. Es ist heute wieder recht abwechslungsreich, dafür geht es im späteren Verlauf auch ganz nett hoch und runter durch die Weinberge und die netten kleinen Weinorte: z.B. Savennières oder la Possonnière. Wir sind erstaunt, dass die Landschaft hier immer noch so "bewegt" ist, wir hatten mit einer eher platten Landschaft - so wie an der Nordsee - gerechnet. Heute treffen wir immer wieder ein Paar aus Berlin, das aber viel längere Strecken pro Tag absolviert. Ihre Entdeckung für dieses Jahr sind die Faltsitze, die wir im VW-Bus gelassen haben. Also: beim nächsten Mal nehme ich meinen Sitz mit! Auf der Ile de Chalonnes will man uns eine Extra-Runde in die "falsche" Richtung schicken, man kann sich das aber getrost schenken, die Fahrt über die Insel kommt uns sowieso endlos lang vor. In Montjean sur Loire (selbst nicht DAS Highlight) trifft man überall auf witzige Skulpturen, zum Teil aus Schrott, zum Teil aus Holz, bzw. Treibgut. Sehenswert! Der sehr einfache Camping Municipal von Ingrandes hat ein interessantes Detail aufzuweisen: ein Naturschwimmbad am Ufer der Loire, das mit gefiltertem Loirewasser betrieben wird. Erwähnte ich bereits den Wind? Nein? Heute haben wir mal wieder heftigsten Gegenwind! Mühsam kämpfen wir uns abends gegen diesen Wind über die Loirebrücke, um im Intermarché einzukaufen. Danach belohnen wir uns mit einem Aperitif auf der windgeschützten Terasse des örtlichen Logis de France. Erkenntnis des Tages: die Kanadier sind irgendwie auch immer überall, oder: man kann uns nicht so leicht loswerden. |
Tag 20 |
Ingrandes - Ste-Luce-sur Loire (58 km) (28.07.09) |
Rudi hat gestern ganz feuchte Äugelchen bekommen, als er das Trike eines netten Franzosen auf dem Campingplatz sah. Heute darf er sich mal hineinsetzen. Diese Familie aus der Gegend von Besancon ist seit drei Tagen von Pornic aus unterwegs und will nach Hause fahren. Sie haben also windtechnisch die bessere Wahl als wir getroffen! Unsere heutige Etappe kann man zweiteilen: der erste Teil ist eher langweilig und ein stetes Ankämpfen gegen den Wind. Unterwegs treffen wir dabei Vater und Tochter wieder, die wir seit Chaumont immer wieder gesehen haben. Ab St. Florent le Viel wird die Strecke etwas netter, hinter Ancenis macht es wieder richtig Spaß. In Ancenis machen wir kurz hinter der Brücke Picnic und starten dann in den zweiten Teil des Tages. Wir kommen aber nicht weit, denn 100 m weiter liegen zwei Räder im Gras und die dazugehörigen Fahrer machen im Schatten Siesta. Sie versuchen es auf jeden Fall, denn wir schrecken sie auf! Salut, Marie Lou et David! Ein großen Hallo folgt! Eine Flasche Rosé ist halb leer und man ist guter Dinge... Eigentlich wollten sie erst mal den Rosé verarbeiten, aber sie packen alles zusammen und wir fahren gemeinsam weiter! Sie haben gestern in Montjean übernachtet, wo wir erst auch hatten schlafen wollen! Ich hatte in Saumur übrigens die aktuellsten Radkarten aus dem Huber-Verlag gekauft, denen wir nun weitgehend folgen. Allerdings können wir heute wieder irgendeine Info, die ich im Vorfeld gefunden hatte, nutzen. Entgegen der auf der Karte verzeichneten Streckenführung kann man z.B. zwischen St. Florent und Ancenis ruhig auf der Straße parallel zur Loire bleiben, man muss nicht den Umweg über Liré machen. Und vor allem führt der Radweg hinter Ancenis auf der nördlichen Loireseite weiter. Der Karte zufolge soll man ab Oudon auf der südlichen Seite fahren, da geht es aber heftig rauf und runter, wie man uns später erzählt, vor allem fehlt dort auch die Beschilderung. Wir bleiben auf der nördlichen Seite, immer entlang der Bahngleise. Dies ist sehr abwechslungsreich, wenn auch manchmal recht schmal und oft geschottert. Oudon ist ein netter Ort, dessen Name Marie Lou und David auch zum Schmunzeln bringt: er hört sich an wie ein typischer Ausdruck in Quebec: Où donc? = Wo denn nun? Dieser Ausdruck begelitet uns dann heute. Wir wollen vor Nantes auf einen Campingplatz gehen, um von dort aus die Stadt zu erkunden. So landen wir auf dem Camping Bellerivière, ca. 8 km vor Nantes. Das ist ein wahrer Glücksgriff! Die Atmosphäre ist sehr freundlich, man wird mit einem Erfrischungsgetränk und einem Kompass als Schlüsselanhänger begrüßt, man fragt nach unseren Wünschen und so bekommen wir zwei Stellplätze nebeneinander, mit Schatten und richtig groß! Auf "unserem" Platz gibt es einen Tisch mit Bank, an dem wir zu viert zu Abend essen. Da wir vorher in Thouaré im Supermarkt eingekauft hatten, haben wir alle reichlich Leckereien, die wir auch gerne untereinander austauschen. Es wird ein sehr netter und unterhaltsamer und langer Abend! Und so langsam gewöhnen wir uns an das merkwürdige Französisch aus Quebec - oder man versucht es mit Englisch! Erkenntnis des Tages: Zusammen fährt es sich leichter und man merkt gar nicht, wie viel Strecke man macht! |
Tag 21 |
Ste-Lucé - Nantes und zurück (25 km) (29.07.09) |
Heute steht die Stadtbesichtigung von Nantes auf dem Programm. Wir fahren gemeinsam in die Stadt - immer an der Loire entlang. Dort geht jeder seiner Wege. Wir erkundigen uns nach einem Mietwagen, mit dem wir von Nantes aus nach Nevers fahren können. Pustekuchen! Einerseits gibt es keine Autos, die man reservieren kann, außerdem soll das 250 Euro (ohne Benzin!) kosten! Mit dem Zug kostet die Strecke 104 Euro! Nachdem wir hin und her überlegt haben, steht unser Beschluss fest: wir fahren zunächst bis an den Atlantik und dann noch ein Stück weiter nach Pornic, um von dort aus nach noch ein paar Tagen am Strand die Rückreise anzutreten . Dann schlendern wir durch die Stadt, gehen in die Kathedrale mit ihren schönen Fenstern, essen einen Happen, gucken uns das Schloss (von außen) an, und fahren dann noch zu einer wichtigen Attraktion von Nantes: Les Machines. Von der Schlossmauer aus sehen wir, dass Marie Lou und David wieder den Petit Train nutzen, wir winken uns zu! Auf dem Weg zum Campingplatz zurück haben wir einen Super Rückenwind! Leider bemerken wir erst nach einigen Kilometern, dass Rudi seinen Helm bei Les Machines vergessen hat. Nun muss der Arme gegen den Wind wieder zurück fahren! Da wir wegen dieses Fauxpas nicht mehr eingekauft haben, gibt es ein Abendessen "à la canadienne": wir kaufen, was der kleine Campingshop hergibt und schmeißen alles zusammen: 1 Dose Ravioli, Nudeln, 1 Dose Bohnen mit labberigen Würstchen. Ist nicht wirklich lecker! Erkenntnis des Tages: Wer seinen Helm vergisst, den bestraft der Gegenwind! |
Tag 22 |
Ste Lucé - Corsept (63 km) (30.07.09) |
Heute Morgen verabschieden sich Marie Lou und David von uns, sie wollen über St-Nazaire in die Bretagne fahren, wir wollen ja nach Süden. David schenkt uns zum Abschied einen Schlüsselanhänger mit dem Wappen von Quebec. Wir sind ziemlich gerührt! Es ist immer noch Gegenwind, aber nicht mehr ganz so heftig wie gestern. Die Fahrt aus Nantes ist gut zu finden, aber nicht wirklich schön, es geht durch Industriegebiet. Dabei treffen wir ein Paar aus Michigan, das schon seit 4 Wochen unterwegs ist und bis Ende September in Europa fahren will. Sie kommen von Amsterdam über Belgien, Paris, von dort mit dem Zug nach Nantes (wegen des Gegenwindes - ach!) und wollen heute zum Atlantik, um von dort aus den Eurovelo 6 bis zum Rhein zu fahren. Dann am Rhein entlang nach Norden, später Richtung Berlin und Kopenhagen .. oder so! Wir fahren eine Weile nebeneinander her, bis wir ihnen zu langsam sind! An der Fähre nach le Pellerin treffen wir sie wieder. Es geht weiter entlang eine alten Kanals, diese Strecke ist wieder sehr nett. Man sieht schöne Häuser, ab und an gibt es "Kunst am Weg": l'Estuaire (das ist eine Initiative mit Kunst-Installationen zwischen Nantes und der Mündung). Zum Schluss wird es wieder hügelig und es ist inzwischen wieder nett warm geworden! Wir wollen bis Paimboeuf, freuen uns schon, als wir am Ortsrand an einem großen Supermarkt vorbeikommen. Hier könnte man erst mal einkaufen, bevor man auf den Platz fährt. Aber da sieht Rudi, dass das Zeichen für Campingplatz durchgestrichen ist! Fermé! Na super! Im Tourist Office des Ortes hilft man uns weiter: es gibt hier nicht viele Möglichkeiten, die einzige ist ein Chambres d'hôtes mit Campingmöglichkeit in ein paar Kilometern. Der Name ist Programm: Manoir de l'espérance! Als wir dort ankommen, baut jemand gerade sein Zelt unter den Obstbäumen auf: Marie Lou und David! Es ist unglaublich! Wir freuen uns, tauschen unsere Erfahrungen des Tages aus. David weiß schon über alles hier Bescheid und weist uns ein! Die Dame des Hauses erweist sich als sehr freundlich und vor allem als ökologisch! Benutzung des Brauchwassers für die Bewässerung usw. Zwar ist der Platz mit 14 Euro relativ teuer (als Camping à la ferme), aber es gibt jede Menge praktischer Facilities, bis hin zum Föhn im Duschschuppen. Es trifft noch ein junges Paar ein, nachdem wir den ersten Satz auf französisch gewechslt haben: "Vous êtes d'où? - D'Allemagne." sprechen wir deutsch weiter. Sie kommen aus Ründeroth! Praktisch aus unserer "Nachbarschaft"! Erkenntnis des Tages: Selbst Billes französisches 'Zauberbuch' über die Loire ist nicht unfehlbar: das war heute schon der zweite angesteuerte Campingplatz, der nicht mehr existiert! (Aber unser "Ersatzplatz" ist wenigstens dort als Chambres d'hôtes verzeichnet!) |
Tag 23 |
Corsept - Pornic/Ste Marie sur Mer (43 km) (31.07.09)
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Wir fahren zusammen mit Marie Lou und David bis zur Loire-Mündung. Der Weg dorthin ist noch einmal recht abwechslungsreich, es geht durch kleine Orte und es ist immer noch Bewegung in der Landschaft. Plötzlich hält Marie Lou an und springt zu den Büschen am Wegesrand: es gibt mûres (Brombeeren) und sie pflückt eine große Dose voll! Die will sie essen, wenn sie über die große Brücke nach St Nazaire gefahren sind. Ein pensionierter Airbus-Ingenieur kommt aus seinem benachbarten Haus und warnt uns: es gibt hier durchaus auch Vipern im Gebüsch! Aber ich trete "nur" in einen großen Ameisenhaufen, als ich auch ein paar Beeren pflücke. Übrigens: Erinnert ihr euch noch an den 2-Finger-Schwur? Na, wir haben mehr als 2 Wochen durchgehalten! Und wir empfanden es überhaupt nicht als "durchhalten"! |
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