Home | zum Anfang des Berichtes | zurück | weiter | Ausrüstung / Herbergen / Literatur |
![]() |
|
Mittwoch, 23.05.2012: Trabadelo - Las Herrerías (10,7 km) |
|
Dies ist die kürzeste Etappe heute! Aber immerhin bin ich inzwischen auch schon über 300 km weit gelaufen! Und: ich lande heute im Paradies! Wirklich! Ich folge nämlich der Empfehlung einer lieben Kollegin, die den Camino vor 3 Jahren gegangen ist und übernachte in einer Casa Rural mit Namen: Paraiso del Bierzo! Und der Name stimmt! Das Hotel liegt traumhaft im grünen Tal, es ist urig und gemütlich dort, der Blick durch meine Fenster geht auf einen blühenden Obstbaum und auf die Terrasse und die Veranda, auf der man gemütlich unter Sonnenschirmen speisen kann. Im Zimmer gibt es flauschige Frotteehandtücher, alles ist einfach paradiesisch. Allerdings hat das Paradies auch seinen Preis: ich zahle 41 Euro! Doch der Tipp meiner Kollegin besagte: "schöne Lage, gutes Essen, aber nicht billig. Danach ist man gestärkt für den Aufstieg zum O Cebreiro." Das hat mich überzeugt! Obwohl man heute recht früh anfängt zu packen, bin ich mal wieder die Letzte, die aufsteht. In der Bar Puente del Peregrino wird noch gefrühstückt. Dabei treffe ich Nicole und auch eine kanadische Gruppe, die eine Art Pauschalpilgern gebucht hat. Die Führerin fällt auf, da sie die Strecke barfuß zurücklegt. Man teilt uns mit, dass sie den Camino schon 11 Mal gegangen ist, vielleicht auch öfter, und dass sie schon zwei Bücher darüber geschrieben habe. Doch die Stimmung in dieser Reisegruppe ist nicht wirklich gut. Ich glaube, man hat nicht richtig gewusst, worauf man sich einlässt. Und das ganze kostet richtig viel Geld: sie bezahlen rund 1000 Euro nur dafür, dass die Dame sie führt. Flug, Unterkunft und Nahrung müssen noch extra bezahlt werden, je nach Situation. Das finde ich einen guten Verdienst für die Dame! Sie heißt übrigens Sue Kenney. Ich hatte Nicole gestern erzählt, dass ich im Paraiso del Bierzo übernachten werde, sie ist mir gefolgt. Wir speisen gemeinsam auf der Terrasse, streifen später durch den wirklich winzigen Ort und planen dann die weiteren möglichen Etappen. Ich stehe in ständiger Verbindung mit Rudi, dem ich täglich per SMS mitteile, wo ich bin, wie weit es war und wie es mir geht. Ab und an ruft er mich über Skype an, das ist billiger für alle Beteiligte. Er verfolgt meinen Weg auf der Karte und meint heute, dass ich ja schon ziemlich weit im Westen sei. Nun solle ich doch mal überschlagen, wann ich ankommen werde und wann ich zurück fliegen will. Puh, nun habe ich doch den Stress! Bisher habe ich mich in meiner luxuriösen Position gesonnt, dass ich keinerlei Zeitdruck habe, weil ich noch keinen Rückflug habe, den ich unbedingt in einer bestimmten Zeit erreichen muss. Das war immer ein sehr gutes Gefühl bisher. Nun muss ich doch planen und mich grob auf Etappenlängen festlegen, damit Rudi mir von zu Hause aus einen Flug buchen kann. Dafür bin ich ja auch sehr dankbar! Also sitzen wir nun auf der Terrasse des Paradieses und überlegen, welche Etappen jeweils gut für uns sein könnten, welche wir tatsächlich schaffen könnten und wollten. Erkenntnis des Tages: Ein Tag im Paradies kann nur 41 Euro kosten! |
![]() |
|
Donnerstag, 24.05.2012: Las Herrerías - Fonfría (21,7 km) |
|
Heute also steht eine weitere "schwere" Etappe an: die Bezwingung des O Cebreiro mit 1330 m. Also: früh aufstehen, es soll wieder heiß werden - und es wurde heiß! Mein (erstes) Frühstück besteht heute aus zwei platanos (Bananen) und einer naranja (Apfelsine). Bis La Faba geht es sehr steil hoch, meist durch Wald, die Luft ist klar und angenehm. Dort erreiche ich um 8.00 Uhr eine kleine Bar und gönne mir einen Kaffee. Danach steigt es mäßiger an und man hat weite Blicke, überall blüht der weiße Ginster. Das vertreibt die Anstrengung! Und schon um 9.30 Uhr bin ich oben! Geschafft! Ich habe den gefürchteten O Cebreiro erklommen - und: es war gar nicht so schlimm, wie alle immer sagen! Ich bin stolz! Die kenne ich doch! denke ich, als ich zwei Damen mit leuchtend weißen Haaren über den Dorfplatz von O Cebreiro gehen sehe: Renate und Bärbel, die ich schon viel weiter geglaubt hatte! Ich hatte sie vor 10 Tagen zum letzten Mal getroffen. Sie sehen aber ziemlich angegriffen aus und erzählen mir, dass sie einige Tage richtig schlimm krank mit Magen-Darm-Problemen danieder gelegen hätten. Nun haben sie sich wieder mittels Taxi bzw. Bus auf den Weg gemacht! Solche Rückschläge können passieren und ich bin dankbar, dass ich bisher von so etwas verschont geblieben bin. Nach einer ausgiebigen Pause setze ich meinen Weg fort, das Schlimmste habe ich ja bereits geschafft. Denke ich! Weit gefehlt! Denn es geht nun weiter in einem ständigen Auf und Ab, wobei mir die "Aufs" gehörig die Kraft rauben, zumal es zunehmend heiß wird und Schatten spärlich ist. Am letzten richtigen Aufstieg zum Alto do Poio (1337 m) geht es auf einem Hohlweg steil hoch und wenn man in seiner Verzweiflung nach oben guckt, erhascht der Blick plötzlich ein paar rot-weiße Sonnenschirme vor dem blauen Himmel: ein Café! Etwas zu trinken! Pause! Nur noch wenige Schritte! Ich komme ich mir vor wie ein Verdurstender in der Wüste, der die rettende Oase zum Greifen nahe hat, sie aber erst noch mühsam erreichen muss. Ich hätte eigentlich ein Foto machen sollen, aber ich bin zu zermürbt dafür! Immerhin kann ich hier im Schatten Pause machen und komme ins Gespräch mit Kristina aus Schweden. Wir genehmigen uns eine etwas merkwürdig Mischung als "Pausenbrot": Aceitunas (Oliven) und eine eiskalte Cola! Sie will noch etwas weiter laufen als ich heute. Mir reicht es und ich bin froh, als ich nach einer weiteren Stunde endlich die Herberge von Fonfría erreiche. Man begrüßt mich mit einem Glas tinto und es läuft fetzige Salsa-Musik. Ich bin froh, dass ich heute mal das Bett vorher reserviert hatte, denn es ist voll hier! Aber dies ist wieder ein Glücksgriff, diese Herberge ist zu empfehlen: freundliche Hospita-leros (wohl aus der Dom. Rep.), gute Ausstattung mit Aufenthaltsraum etc., nur die Sanitärs sind leider etwas dürftig. Das Abendessen ist dafür ein Traum: mal wieder an langen Tafeln, frisch gekocht und schmackhaft (leckere Gemüsesuppe, Kartoffeln mit Fleisch, ein Zwischending von Gulasch und Tafelspitz mit Erbsen und Champignons, Tarta di Santiago, Wein und Wasser). Es wird im gleichen Raum gekocht, wo auch gegessen wird, das schafft eine vertrauliche Atmosphäre. Ach übrigens: ich habe heute Galicien erreicht! Erkenntnis des Tages: Man sollte nicht zu früh glauben, am Ziel zu sein, der Weg wird dann um so schwerer! |
![]() |
|
Freitag 25.05.2012: Fonfría - Samos (20 km) |
|
Heute wird schon ab 5.15 Uhr gerödelt! Also komme ich auch "schon" um 6.00 Uhr aus den Federn und es gibt sogar schon um 6.30 Uhr Frühstück! Der Weg nach Triacastela ist sehr schön. Trotz des Höhenunterschiedes von 700 m ist der Weg nicht steil und wunderbar zu gehen. Man sieht wieder mal in die Weite, der Himmel ist blank geputzt. Zweimal sehe ich, dass da jemand auf einer Wiese wild zeltet. Es handelt sich einmal um eine junge Familie aus Kanada mit zwei Kleinkindern und dann um einen Iren, der mit seinem Strohhut um Donativo (Spenden) bittet. Ich schmeiße eine Münze in seinen Hut und fotografiere das ganze leicht schmunzelnd. Es gibt schon jede Menge verrückte Typen auf dem Camino. Eine Etappe weiter werde ich wieder an seinem Zelt und seinem Strohhut vorbei kommen, dieses Mal bedankt er sich artig für die milden Gaben des Vortages. Immerhin! Kurz vor Triacastela überholt mich Kristin, die ich gestern kennengelernt habe. Wir haben beide Hunger und genehmigen uns ein sehr reichliches Frühstück am Ortseingang: Spiegel-eier, Speck, Fritten. Nicht wirklich eine gesunde Kost! Irgendwie bin ich heute müde, die Luft ist wohl ein wenig raus, am liebsten würde ich heute in Triacastela aufhören. Die Hauptbewährungsproben habe ich geschafft: Meseta, Cruz de Ferro, O Cebreiro, was soll da nun noch kommen? Doch Kristin überredet mich, ein Stück mit ihr zu gehen. Es wird wieder einmal eine sehr gute Begegnung. Obwohl wir nur zwei Tage miteinander verbringen werden, gehört Kristin zu denjenigen, die mir sehr ans Herz wachsen und für deren Bekanntschaft ich dankbar bin. Es geht durch galicische Dörfer mit Steinhäusern und Schieferdächern, durch Wald und entlang von Bächen. Kristin kann nicht anders und muss da einmal ihre qualmenden Füße kühlen. Einige Französinnen sehen das und machen es sofort nach. Der Camino in Galicien ist wieder ganz anders als in den Regionen vorher, er ist eigentlich ursprünglicher, trotz der steigenden Zahl an Pilgern ist der Weg hier weniger eine "Autobahn" mit breiten Wegen, sondern eher ein schöner Wanderweg. Plötzlich öffnet sich der Wald und das riesige Kloster von Samos liegt vor uns - das ist schon ein gewaltiger Bau, ein wenig unwirklich nach all der Natur, durch die wir heute gelaufen sind. Aber ein überwältigender Anblick! Wir sind froh, angekommen zu sein, trotz der meist schattigen Wege ist es uns recht warm geworden. Und ich stelle auch fest, dass meine Müdigkeit und leichte Lustlosigkeit durch die Gespräche mit Kristin wie weggeblasen sind! Unten im Ort Samos angekommen steuern wir die Albergue Val de Samos an und treffen dabei Finn, einen dänischen Freund von Kristin vor der benachbarten Bar. Er macht es richtig und gönnt sich erst mal eine Kleinigkeit! Wir machen es ihm nach und löschen unseren Durst mit zwei herrlich kalten und erfrischenden cañas! Am hellichten Tag! Dazu essen wir empanadas und aceitunas. Herrlich! Leicht beschwingt machen wir uns dann an die "täglichen Pflichten": auspacken, duschen, Wäsche waschen.... Die Albergue ist sehr angenehm, ziemlich neu, die Zimmer sind geräumig, es ist ganz und gar nicht voll hier. Inzwischen sind allerdings auch die gängigen Übernachtungspreise gestie-gen: wir zahlen immerhin 11 Euro. Aber dafür sind wir wirklich sehr zufrieden. Auch die Sanitärs sind prima. Ich nehme nachmittags an einer Führung durch das Kloster teil. Ich muss sagen, auch das hat sich richtig gelohnt! Ein kleiner rundlicher Benediktinermönch mit schelmisch blitzenden Äuglein gibt der bunt gemischten Pilgergruppe eine sehr unterhaltsame Führung. Er bemüht sich dabei, möglichst international zu sein, was bedeutet, dass er seine Erklärungen in einem sehr eigenen spanisch-französichen Kauderwelsch ausführt, unter-stützt durch ausladende Gestik. Manchmal tanzt er ein paar Schritte oder singt dabei! Ich finde, er macht das toll und ich glaube, dass ich sehr viel verstanden habe! Das Kloster ist 1951 bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Das Feuer soll beim Schnapsbrennen entstanden sein! Danach hat man das Kloster wieder aufgebaut. Interessant sind die Wandmalereien im oberen Kreuzgang. Die sind 1957 von zeitgenössischen Künstlern gemacht worden. Dabei hat man den ursprünglichen Figuren aus dem Leben des heiligen Benedikt Gesichter gegeben, die 1957 bekannt waren. Charlton Heston und Sophia Loren sind beispielsweise eindeutig zu identifizieren. Auch bekannte Menschen aus der spanischen Gesellschaft von 1957 sind zu finden: Banker, Architekten, Industrielle. All diese Informationen gibt der Mönch auf eine äußerst unterhaltsame Weise weiter. Allein ihn dabei zu beobachten, macht die Besichtigung des Klosters lohnenstwert. Auch Nicole ist die Variante über Samos gelaufen, wir treffen uns bei der Besichtigung des Klosters. Es lohnt sich wirklich, diesen Umweg zu gehen! Wir treffen uns abends zum Essen und verbringen zu viert einen sehr vergnüglichen Abend: Kristin aus Schweden, Nicole aus Kanada, Eve aus den USA und ich. Erkenntnis des Tages: Mönche können sehr vergnüglich sein! |
![]() |
|
Samstag, 26.05.2012: Samos - Barbadelo (19,6 km) |
|
Eve aus Colorado gehört zu den Pilgern, die unglaublich früh anfangen zu rödeln, dabei nur knisternde Tüten benutzen und die außerdem zig Reißverschlusstaschen benutzen. Ratsch - auf, ratsch - zu! Sie gehört dabei auch zu denjenigen, die dabei nicht fertig werden! Man steht viel später auf und ist früher als sie fertig! Das war schon ein wenig ätzend heute Morgen! Frühstück in der Bar nebenan. Es regnet! Aber nur leicht. Es wird heute den ganzen Tag immer mal wieder regnen, es bleibt den ganzen Tag lang bedeckt. Man ist ja auch im "grünen" Galicien! Hier regnet es eben häufiger! Es ist wieder ein schöner Weg heute, aber es geht auch reichlich rauf und runter. Galicien ist hügelig. Nach 10 km durch die Natur erreicht man die erste Bar in Aguíada. Davor stehen schon zig Rucksäcke. Aha, jeder Pilger, der von Samos kommt, stürmt wohl in diese kleine Bar. Ich bedauere die arme Frau, die hinter der Theke steht und offensichtlich ganz alleine für alles zuständig ist! Jeder redet auf sie ein, will sofort bedient werden und hat scheinbar keine Zeit. Und sie bleibt bei all dem Chaos freundlich und nett. Umso mehr ärgert es mich, wie arrogant und unverschämt einige sich ihr gegenüber benehmen. "Was hat sie gesagt? Ich verstehe kein Wort! Ich kann doch kein Spanisch! Ich habe doch schon auf alles gezeigt! Wenn sie mich nicht versteht, kann ich auch nichts dafür!" So ähnlich eine Österreicherin, die dabei auch in Kauf nimmt, für ein Getränk nicht zu bezahlen, weil sie sich auf dumm stellt. Hallo?! Man könnte sich doch ein wenig bemühen, die Sprache des Landes zu verstehen oder wenigstens einige höfliche Worte zu benutzen! Gottseidank kommen kurz hintereinander Nicole und Kristin in diese Bar und meine Wut verraucht. Während es Nicole sehr eilig hat und schnell weiter zieht, trinken Kristin und ich in Ruhe einen Kaffee und essen ein bocadillo. Wir gehen gemeinsam weiter bis Sarría. Hier trennen sich unsere Wege, denn sie ist mit einem Kollegen verabredet, der mit ihr gemeinsam die letzten 100 km gehen will. Tja, es sind tatsächlich "nur " noch gut 100 km bis nach Santiago de Compostela! Kurz, bevor wir uns ganz herzlich voneinander verabschieden, spricht uns ein Amerikaner an, der erst kurz auf dem Camino ist. Er ist Guide einer kleinen Gruppe und man hat auf O Cebreiro angefangen. Sie wollen (nur) diese letzten 100 Kilometer laufen, die einzig und allein für die Compostela - die Pilgerurkunde - zählen. Er ist schon sehr erstaunt, wie viel Kilometer wir schon hinter uns gebracht haben und fragt uns, was uns bisher am besten gefallen hat. Meine ganz spontane Antwort: "Die Begegnungen mit den Menschen!" Ich frage mich, ob er das verstanden hat, denn er guckt ziemlich erstaunt, er wollte wohl eher die Highlights an Landschaft oder Kultur hören, die er vielleicht verpasst hat. Ich lege noch die fehlenden 4,3 km nach Barbadelo zurück. Dort befindet sich am Ortsanfang eine sehr neue Albergue, die Casa Barbadelo, die geradezu luxuriös ausgestattet ist. Jedes 8-Bettzimmer verfügt über ein eigenes Bad, über Stauraum für Rucksack und Kleidung. Ich komme gerade noch vor einem heftigen Regenguss an. Barbadelos liegt auf 552 m Höhe und man hat mal wieder einen super Blick in die Landschaft. Ein paar alte Bekannte trudeln auch hier ein, u.a. Bärbel und Renate, mit denen ich sehr lecker und unterhaltsam im angeschlossenen Restaurant zu Abend esse. Ich habe beim Mitpilger Hans-Peter aus Meckenheim Pfahlmuscheln probiert, nicht schlecht! Als ich mein Bett belege, befindet sich gegenüber nur ein weiterer Pilger im Zimmer, er dreht sich um und macht es kurz: "Patrique, France." "Sybil, Allemagne." antworte ich. Er ist zu bemitleiden, denn er hat ein völlig lädiertes Knie. Er kann wirklich kaum noch gehen. Er musste schon im vergangenen Jahr bei Bordeaux abbrechen und ist untröstlich. Ich ver-suche ihm klar zu machen, dass seine Gesundheit wichtiger als das Ziel Santiago sei, da er sein Knie noch ein paar Jahre benutzen muss, aber er scheint fest entschlossen, weiter zu gehen und es dieses Jahr bis Santiago zu schaffen. Claudia, auch eine "alte Bekannte", flüchtet vor meinem Schnarchen in ein anderes Zimmer. Ich kann das gar nicht verstehen, denn ich habe mir vor Antritt der Reise extra eine "Schnarcherschiene" machen lassen und bin überzeugt, dass sie nützt. Abgesehen davon muss man sich schon auf Schnarcher in Herbergen einstellen, wenn man dies nicht aushält, muss man sich Einzelzimmer in Hostals nehmen. Erkenntnis des Tages: Die Begegnungen mit den Menschen auf dem Camino gehören zu den Dingen, die den "Geist des Camino" ausmachen. |
![]() |
|
Sonntag, 27.05.2012: Barbadelo - Portomarin (19 km) |
|
Heute also brechen die letzten 100 km nach Santiago an! In Galicien ist der Camino vorbildlich ausgeschildert und alle 0,5 km steht ein Kilometerstein, natürlich auch dieser wichtige mit der Zahl 100! In Deutschland würde dieser Kilometerstein vielleicht ein wenig hervorgehoben, mit Bänken und Hinweistafel, hier ist er nur einer von vielen! Achtung: auf den letzten 100 km muss man sich pro Tag zwei Stempel holen, um die Compostela zu bekommen! Das Wetter ist wechselhaft, es gibt viel Wind, wenn die Sonne sich versteckt, wird es richtig kühl. Der Weg ist (bis auf das allerletzte Stück vor Portomarin) sehr schön. Der Pilgerführer hat mir mit der Übernachtungssituation in Portomarin ein wenig Angst gemacht ("entweder reservieren oder weiterlaufen") und ich will mal wieder in ein Hostal. Die beiden Hostals, die ich ansteuere sind aber schon completo! Man bietet mir im örtlichen Hotel ein Doppelzimmer an, allerdings für 50 Euro! Da ich etwas panisch bin und mir heute mal wieder die Füße weh tun, ist mir das egal. Immerhin habe ich einen Balkon mit Blick auf den Stausee und drei Betten zur Auswahl! Ich versorge mich mit ein paar Leckereien, wasche und verunstalte den Balkon mit meiner "Reizwäsche". Dann mache ich mich nach einem ausgedehnten Imbiss in den Ort auf. Der ursprüngliche Ort Portomarin musste dem Stausee weichen, dabei wurde die Kirche Stein für Stein abgetragen, die Steine nummeriert und im neuen Ort wieder aufgebaut. Es gibt etliche Bars, Restaurants und Geschäfte hier, offensichtlich ist Portomarin ein Aus-flugsziel. Ich treffe Bärbel, Renate und Hans-Peter und man trinkt cañas zusammen. Nicole ist auch hier, kein Wunder, wir haben ja die letzten Etappen gemeinsam "festgelegt". Sie schläft im selnen Hotel wie ich! Und - kaum zu glauben- , wir treffen auch Maria (die "Gastarbeitertochter") und ihre Freundin Karin wieder, die ich vor zwei Wochen zum letzten Mal gesehen hatte. Beim gemeinsamen Pizza-Essen tauscht man Erfahrungen aus und bespricht die Planung der kommenden Woche, es geht ja nun doch dem Ende zu. Meine Planung ist ein Mix aus den Tipps meiner Pilgerfreunde des letzten Jahres und den Ideen von Nicole. Morgen wird es eine kurze Etappe werden. Erkenntnis des Tages: Auf dem Camino geht man nicht verloren, man trifft sich immer wieder! |
Home | zum Anfang des Berichtes | zurück | weiter | Ausrüstung / Herbergen / Literatur |