Italien 2018 – Seite 3
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Montag, 17.9.
Piediluco – Hochebene von Rieti – Amatrice (Latium) – Pineto (Abruzzen) – 223 km
Es wird schon wieder so heiß! Dabei wollen wir doch schon letztes Jahr viel wandern! Aber trotz Mitte/Ende September ist es uns zu anstrengend, in der Hitze zu laufen.
Letztes Jahr war es (wohl ausnahmsweise) deutlich kühler und wir dachten, dass wir bei den gleichen Temperaturen dann eben dieses Jahr wandern könnten. Damals hatten wir aber zu wenig Muße; wir wollten ja einmal ganz rum um Italien!
Also ist der Plan, ein paar Tage am Strand an der Adria zu überbrücken, bis es erträglicher wird. Pineto soll unser Ziel sein, aber vorher wollen wir uns noch Amatrice ansehen.
Über die Hochebene von Rieti mit vielen tollen Aussichten (und keinerlei Möglichkeit zum Anhalten und Fotografieren) geht’s weiter.
In Amatrice und Umgebung waren 2016 schwere Erdbeben, bei denen 299 Menschen ihr Leben verloren. Ganz Amatrice sieht heute (2018) wie ein riesiger Schutthaufen aus.
Wir hatten einen Artikel in Zeit-Online gelesen, dass die Bevölkerung froh ist, dass wieder die ersten Touristen kommen. Gerade vor ein paar Wochen hat man hier eine Sagra Amatriciana abgehalten, ein Fest, bei dem die berühmten Spaghetti all‘ Amatriciana gereicht wurden (mit Speck und Chili). Das Fest sollte Einnahmen für den Wiederaufbau einbringen.
Etwas zwiegespalten zwischen Voyeurismus und Wohltätigkeit sehen wir uns den Ort an und anschließend probieren wir dort die typischen Spaghetti. Wobei wir zu spät realisieren, dass die echten Spaghetti all‘ Amatriciana wohl mit weißer Soße gemacht werden.
Es ist schon unglaublich, welche Zerstörung dort stattgefunden hat! Häuser, die nicht vollständig eingefallen sind, stehen einsturzgefährdet. Mehrmals beobachten wir , wie die Menschen aus ihren alten Häusern Fenster, Türen, Heizungen etc. herausholen, um sie in ihren neuen Häusern zu verbauen. Und überall Militär gegen Plünderer. Viel Hab und Gut ist immer noch in den Häusern. Im Ort hat man Notunterkünfte eingerichtet und am Ortsausgang werden in Fließbandarbeit noch brauchbare Materialien aus den Trümmern geborgen.
Auf der Weiterfahrt sehen wir, das praktisch die ganze Region extrem unter den Erdbeben gelitten hat. Viele Dörfer sind verfallen, viele Türme werden gestützt.
Nach einer ziemlich langen Fahrt kommen wir in Pineto an. Wir bekommen einen Platz unter Pinien zugewiesen; außer uns scheint kaum jemand hier zu übernachten. Wir sind entsetzt über den ungepflegten Zustand der Sanitärs.
Ich weiß nicht, auf welche Frage wir wie geantwortet haben, dass man uns hierhin geführt hat, aber später haben wir festgestellt, dass am anderen Ende des Platzen ein großer Stellplatz voller weißer Wohnmobile eng auf eng stehen. Da spielt sich also „das Leben“ ab! Nein danke, wir sind sehr glücklich mit unserem Platz, direkt am Strand, den wir mit 1000 Liegen und Sonnenschirmen (für wen eigentlich ???) ganz für uns haben.
Jetzt wird uns auch klar, warum die Toiletten in unserem Sektor so ungepflegt sind – dieser Bereich ist eigentlich zu! Egal, wir genießen unsere Ruhe und gehen auf die „guten“ Sanitärs im WoMo-Sektor!
Pineto Beach Village & Camping
Dienstag, 18.9. – Pineto
Frühstück im Angesicht des Strandes und der Sonnenschirme! Im Schatten der Pinien! (Und im Angesicht der Mücken, die Rudi bereits in der Dusche begrüßt haben!)
Heute ist Faulenzen angesagt. Wir haben den Strand für uns! Das Wasser ist ziemlich warm, angenehm! Eine Süßwasserdusche ist direkt am Eingang zum Strand.
Unser Stellplatz ist gut, aber so nach und nach werden überall Wohnwagen abtransportiert und von daher ist die Stimmung nicht ganz so friedlich.
Inzwischen gehen wir zu den Sanitärs, die für die WoMo-Leute sind; die werden natürlich geputzt und sind wunderbar!
Nachmittags fahren wir mit den Rädern in den Ort, trinken einen Kaffee, nichts Spektakuläres, eher typisch italienisch. Abends gibt’s Antipasti im Ristorante des Platzes und danach lesen wir noch etwas am Strand.
Mittwoch, 19.9. – Pineto
Große Schilder an der Rezeption: Heute Nacht um 3:00 Uhr gibt es eine gigantische Mückenvernichtungsaktion!!! Man soll die Fenster und Türen schließen und keine Kleidung draußen lassen. – Viel gemerkt haben wir nicht davon!
Heute wieder nur rumgelungert, nachmittags kleine Tour in den Ort gemacht.
Donnerstag, 20.9. – Pineto – Pescara – Chieti – Pineto – 90 km
Heute Morgen hat’s geregnet. Eigentlich wollten wir ins Hinterland, in die Berge. Aber ohne Sicht ist das auch nix.
Also sind wir nach Pescara gefahren, zum Decathlon. Bille braucht einen dünneren Schlafsack, Rudi ist gestern beim Bücken die Hose hinten komplett aufgerissen. Altes Schätzchen…
Wo wir schon mal unterwegs sind, können wir uns doch zumindest Chieti angucken. Natürlich wieder Mittag – natürlich wieder tote Hose! Es gibt ein paar bombastische Häuser, ein altes Cafè und keinen Weitblick!
Abends sind wir noch einmal im Restaurant, na ja, nicht der Hammer!
Freitag, 21.9. – Pineto – Passo San Leonardo – Pescocostanzo – Barrea – Opi – 175 km
Weiter geht’s! Wir wollen nach Opi! Das hatten die „Cheesies“ in 2017 so hoch gelobt!
Die erste Straße ist direkt gesperrt, so müssen wir über den Passo San Leonardo. Über Campo di Giove kommen wir nach Pescocostanzo, wo wir Mittag machen. Sehr hübscher Ort! Kaffee getrunken, zwei kleine Küchelchen mit Nuss- und Schokofüllung, ein Teig mit Weißwein, der andere mit Rotwein!
Es gibt riesige Hotels und einen Skilift (ca. 1200m). Der Ort liegt in einem weiten Tal, sehr nett! Rudi wäre am liebsten hier geblieben, er jammert ständig, dass er zu wenig Bewegung hat. (Kein Wunder, wenn wir dauernd fahren…)
Hinter einer Kurve taucht das sehr malerisch gelegene Barrea am gleichnamigen See auf. Sehr idyllisch!
Der Campingplatz von Opi liegt etwa 3 km vor Opi. Wir stehen auf einer riesigen Wiese, aber die Sonne geht schon bald hinter den Bergen unter und es wird sehr feucht. Gegenüber von und stehen Deutsche aus Bergisch Gladbach, ganz in unserer Nähe.
Wir befinden uns im Nationalpark Colle di Licco und hinter uns brüllen die Bären in den Wäldern! Wirklich!
Das Dorf Opi liegt oben auf einem Berg. Wir haben keine Lust, den Bus zu bewegen und mit den Rädern (ohne Strom – muss man heute ja schon dazu sagen!) ist uns das zu anstrengend. Die „Cheesies“ hatten ja auch eine Vespa dabei!
Bille fängt an zu kränkeln. Na super!
Camping Il Vecchio Mulino, Opi
Samstag, 22.9. – Opi (Abruzzen)
Wir schlafen wieder mit geschlossenen Türen! Heute Nacht waren es nur 14-15°C. Rudi hat an den Füßen gefroren. Ganz neue Erfahrungen!
Wir waschen eine Maschine, die Sanitärs sind recht basic, aber sauber. Und die Dusche ist heiß!
650m die Straße runter ist das Besucherzentrum des Nationalparks. Nach dem Faltblatt laufen wir den Weg F2, 9,2km und treffen unterwegs unsere Nachbarn.
Einkaufen kann man hier nichts, also müssen wir auf unsere kläglichen Reste zurück greifen. Doof.
Sonntag, 23.9. – Opi – Pescasseroli – Civitella Alfedena – Opi
Heute Nacht waren es nur noch 11,7°C! In ein paar Tagen soll es hier in der Gegend Schnee geben. Immerhin liegt Opi auf 1250 m Höhe!
Mittags fahren wir nach Pescasseroli – sehr quirlig, viel Sonntagstourismus, alles Italiener, viele auf Motorrädern.
Wir machen eine „sehr therapeutische“ Wanderung (Wandern ohne Spaß – nur zur Bewegung). Danach wollen wir noch eine schöne Aussicht auf den Lago di Barrea haben und fahren dazu nach Civitella Alfedena. Ein ganz pittoreskes Dorf, auch mit einem Wolfgehege. Tausend Sonntagsausflügler! Nach einem Cappuccino geht’s wieder an den Platz zurück.