Italien 2017 – Seite 7
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Mittwoch, 27.09.2017 Sorrento – Paestum: 107 km
Nächstes Ziel: Paestum! Wolfgang und Annette sind schon zwei Tage dort und haben uns Fotos ihres Stellplatzes geschickt, scheint ziemlich gut besucht zu sein. Wir geben erst einem anderen Platz eine Chance, der hat aber überhaupt keinen Flair, also landen wir auch auf dem Camping Villagio dei Pini.
Alles hat seine zwei Seiten: dieser Platz hat Flair, Atmosphäre und einen traumhaften Strand. Aber die Sanitärs sind unterirdisch! Außerdem gibt es hier – wie eigentlich inzwischen überall – Millionen von Fliegen und abends auch Mücken!
Auf dem Weg hierher suchen wir in den Outskirts von Salerno einen vernünftigen Supermarkt, um Vorräte einzukaufen. Da wir nun schon einmal von der Autostrada weg sind, fahren wir an der Küste weiter durch die Sele-Ebene Richtung Paestum. Sehr „unromantisch“. Was für eine Müllhalde! Armut und Dreck und Prostituierte am Straßenrand. Erst kurz vor Paestum wird es zivilisierter mit sehr prunkvollen 4-Sterne-Hotels. Paestum ist halt durch die antiken griechischen Tempel ein Tourismusmagnet. Außerdem gibt es hier Caseifici für den Büffelmozzarella und das Cilento beginnt quasi hier.
Der Tag klingt aus mit einem Glas Rotwein und Sonnenuntergang am Strand zusammen mit Annette und Wolfgang.
Camping Villaggio Dei Pini, Paestum
Donnerstag, 28.09.2017 Paestum und Agripoli
Vormittags fahren wir mit den Rädern nach Agripoli, das wenige Kilometer von hier auf einer Bergkuppe oberhalb des Hafens liegt (Übrigens keine lohnenswerte Strecke!). Wir wollen eigentlich zum Markt, finden ihn aber nicht und erfahren, dass der inzwischen weit außerhalb des Ortes ist. Nun gut, dann spazieren wir durch die Altstadt und freuen uns, dass wir auch wieder „normale Italiener“ sehen und nicht nur bräsige, schlecht gelaunte ausländische Touris!
Es gibt eine nette Altstadt oberhalb des Hafens. In der Hochsaison muss es hier sehr voll sein, wenn man all die (nun geschlossenen) Lokale und Bars sieht.
Wolfgang ist auch mit dem Rad in Agripoli, Annette geht es nicht so gut.
Ansonsten „gammeln“ wir heute so herum, erst auf dem Platz, später am Strand. Das Wasser ist schön warm, es geht lange sehr flach hinein.
Abends sitzen wir in der Camping-Pizzeria bei leckerer Verdura mista.
Freitag, 29.09.2017 Paestum
Kurzfassung: Platz – Strand – Wind – Sonne – Wasser!
Der Platz ist (mal wieder) fest in deutscher Hand. Hier ist man inzwischen mit eher größeren Wohnmobilen unterwegs, man will überwintern oder man ist auf dem Weg nach Sizilien. Sizilien scheint überhaupt im Augenblick geradezu „in“ zu sein. Außerdem scheint es weiter im Süden und in Kroatien Unwetter zu geben. Es kommen einige Camper hier an, die davor geflüchtet sind und hier erst mal ihre „Wunden lecken“ und alles trocknen.
Im Ort gibt es quasi um die Ecke ein kleines Geschäft. Man glaubt es nicht, aber die haben alles – irgendwo!
Der Laden besteht aus einem langen Raum, in dessen Längsachse Regale den Raum in zwei Hälften teilen. An den Wänden rechts und links sind weitere Regale. Alle Regale sind von unten bis oben bestückt!
Die Dame des Hauses ist „Rudis Freundin“. Bei ihr kauft er morgens panini, und er muss lernen, wie die unterschiedlichen Formen heißen. Tartaruga, rosetta…
Sie verkauft ihm auch köstliche Mortadella, frisch aufgeschnitten, sottile, sottile (dünn!), das alles ganz billig! Sie lobt ihn immer für sein Bemühen italienisch zu sprechen.
Einmal brauchen wir mehr Wäscheklammern, Rudi marschiert mit einer unserer Wäscheklammern dorthin und fragt den Herrn des Hauses ob er eventuell so etwas habe. Der guckt entrüstet und präsentiert sofort mindestens drei verschiedene Arten und Größen.
Ein anderes Mal wollen wir neuen Grappa kaufen. Rudi geht ins Geschäft und sieht zunächst keinen Grappa, deshalb fragt er, ob es das nicht gäbe. Wortlos, vielleicht auch ein wenig vorwurfsvoll weist der gute Mann nach oben. Dort gibt es zig verschiedene Flaschen in allen Größen. Nun gut, Rudi fragt, welchen er denn trinken würde und es wird ihm ein sehr leckerer Grappa empfohlen, für 25 € der Liter. Und der schmeckt! (Ich glaube, es war Nardini, Grappa bianca, 50%, 1 Literflasche).
Abends drehen wir noch eine Runde mit den Rädern und kommen außen an den Tempeln und auch an einer Bio-Caseificio für Büffelmozzarella vorbei.
Samstag, 30.09.2017 Trentinara: Terrazza del Cilento
Heute müssen wir mal wieder etwas unternehmen! Ein wenig im Hinterland laufen. Wir kommen aber erst recht spät los und es ist richtig heiß. Das Gebirge des Cilento erinnert uns an die Provence: tolle Berge, Karst, Felsen, Schluchten. Wir wollen die „Via dei tre monti“ in einer Schlucht zu einem Wasserfall gehen. Es ist immerhin weitgehend schattig, weil in der Schlucht, aber eher langweilig, man sieht nur Bäume. Wir nennen solche Wege „therapeutisch“.
Plötzlich vernehmen wir ein lautes Surren über uns! Drohnen? Nein, ein Mensch an einem Seil fliegt über uns hinweg!
Wir beschließen umzukehren und dieser Sache auf den Grund zu gehen. Wir fahren in Serpentinen hoch in den Ort Trentinara, der sich auch „La Terrazza del Cilento“ nennt. Dort gibt es „Cilento in Volo“! Und auch eine einzigartige Aussicht auf die Ebene von Paestum bis zum Meer. Toll! Wir warten so lange, bis jemand wieder diesen Flug wagt. Der junge Mann wird in eine Halterung ähnlich denen bei Drachenfliegern gepackt und dann geht es schon los! Nur durch den Höhenunterschied rast er über das Tal bis in eine Hütte, in der der Flug gestoppt wird. Von da gibt es einen Shuttle zurück. Das ganze für 35 €.
Wir fahren zurück nach Paestum über Capaccio, dem sehr schön gelegenen „Hauptort“ von Paestum.
Abends geben wir am Strand eine Grappa-Degustation für Annette und Wolfgang, „haken“ pflichtbewusst den tollen Sonnenuntergang ab und gehen danach in die Camping-Pizzeria.
Annette ist echt ein Pechvogel: erst leidet sie unter Blasenentzündung und nimmt Antibiotika…also kein Grappa…und heute ist sie bei einer kleinen Radtour gestürz und hat sich heftig am Arm wehgetan!
Sonntag, 01.10.2017 Wanderung bei San Marco di Castellabate (7 km)
Es ist Oktober und wir leben immer noch draußen! Das ist wirklich traumhaft! Auch wenn es abends schon etwas kühl und feucht werden kann.
Wir schnuppern heute noch einmal ein bisschen Cilento! Wir fahren nach San Marco und laufen entlang der Küste, das Meer immer im Blick. Das Kleinod Castellabate, wohl auch Drehort einiger Filme, liegt oben auf dem Gipfel. Für uns bleibt es auch dort. Der Anblick von hier ist schön! Wie oft haben wir festgestellt, dass Orte von weitem sehr idyllisch aussehen, aber dass der Glanz bei näherer Betrachtung sehr nachlässt.
Heute ist der erste Sonntag im Monat und das bedeutet, dass es freien Eintritt in Museen usw. gibt. Entsprechend voll ist die antike Tempelanlage. Abgesehen von den imposanten Tempelbauten, die noch sehr gut erhalten sind, ist auch die Beobachtung der italienischen Besucher hier sehr unterhaltsam. Man kommt mit Kind und Kegel und es entsteht der Eindruck, dass es vielen Menschen hier eher darum geht, gesehen zu werden, schicke Klamotten auszuführen, Selfies zu machen.
Es ist bis 19 Uhr 30 geöffnet und so kommen wir noch in den Genuss von angestrahlten Tempeln. Toll! Tolle Anlage!
Zurück auf dem Platz stellen wir fest, dass auch die Briten (Brian und Mary-Anne), die wir auf dem Platz in Sorrento kennengelernt haben, hier angekommen sind. Man kommt ins Gespräch, tauscht noch Tipps aus. Die Briten, die sich „Cheesies“ nennen (eine Verballhornung ihres Namens), wollen wieder Richtung Norden fahren. Sie sind übrigens todesmutig mit dem doch eher großen Wohnmobil mitten durch Neapel gefahren, die können wohl schon etwas ab.
Montag, 02.10.2017 Waschtag …und: „Gibt es hier irgendwo Decathlon“?
Heute fängt unsere 5. Woche an! Irre! Ich hätte nie gedacht, dass wir es wirklich so weit schaffen würden. Nun sind wir wirklich schon ziemlich weit im Süden. Es sollte möglich sein, den gesamten Stiefel zu umrunden!
Nachdem wir mit unserem leichten „Housekeeping“ fertig sind, suchen wir nach einer Möglichkeit etwas Wärmendes für den kühlen Abend zu erstehen! Leicht, praktisch, funktionell und nicht so teuer. Wo gibt es hier eigentlich den nächsten Decathlon? In Battipaglia kurz vor Salerno! Nix wie hin. Wir kommen zurück mit Daunenweste, Fleecejacke und neuen Stopfen für die Wanderstöcke (ich) und einer leichten Daunenjacke, einem leichten Pulli und einem Akku-Pack (Rudi).
Nach einem „Sundowner“ am Strand mit Annette und Wolfgang lassen wir es uns noch gemeinsam in der Pizzeria am Platz schmecken. Die finde ich recht urtümlich, es gibt das, was man gerade kaufen konnte. Heute: pesce fritte (gebratene Sardinen), verdura mista und 1 Pizza Napoletana. Nicht teuer!
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