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Freitag, 06.06.2014: Santiago

Pilgermesse in der ersten Reihe!




Ausschlafen, für 5 € Aufpreis im Hotel frühstücken, am Hotelcomputer einiges erledigen.

Rechtzeitig zur Pilgermesse in der Stadt. Es fängt heftig an zu regnen, so dass sich alle Pilger sehr früh in die Kathedrale flüchten. Es ist - natürlich - voll! Mika und Eeva halten uns im Seitenschiff ein Plätzchen frei, das ich aber verschmähe, denn von da aus bekommt man zu wenig mit. Lieber vorne stehen. Wir beziehen also gerade einen Stehplatz an einer der Säulen vor dem Altar, als in der ersten Reihe jemand aufsteht und geht. Daneben sitzt eine Pilgerin, mit der wir unterwegs ein paar Worte gewechselt haben. Sie gibt uns Zeichen, dass wir uns neben sie setzen sollen - die Dame käme nicht wieder. So kommen wir "wie die Jungfrau zum Kinde", besser gesagt: als Pilger zu einem Platz in der ersten Bank, direkt gegenüber dem Altar und dem Weihrauchkessel, der später geschwenkt wird! Das nenne ich "jakobäische Fügung"!

Die Predigt, die ich zu 75 % sogar verstehe, ist toll, der Priester hat eine sehr sympathische und positive Ausstrahlung. Es spricht z.B. davon, dass jeder Pilger, der hier ist, seine eigene individuelle Geschichte und seinen eigenen Grund hat, ob er nun gläubig ist oder nicht. Da man aber hier ist und sich entschieden hat die Pilgermesse zu besuchen, ist man sowieso auf irgendeine Art gläubig und Gott hat uns gefunden, auch wenn wir ihn vielleicht gar nicht gesucht haben.
Er spricht auch von all dem Elend, den Kriegen und den schlechten Dingen, die auf der Erde herrschen und ermahnt, dass jeder für sich damit anfangen kann, die Erde ein bisschen besser zu machen - mit mehr Toleranz und Nachsicht. Dass man eben nicht immer mit dem Finger auf andere zeigen kann, die Schuld sein sollen oder es wieder richten sollen.

Besonders ergreifend finde ich den Moment, als er auf einen japanischen Zen-Buddhisten (sehr traditionell gekleidet), der andächtig die Messe verfolgt, zugeht und ihn segnet: Verständigung unter den verschiedenen Religionen!

Der Botafumeiro wird geschwenkt - ergreifend und einzigartig - und trotz des Hinweises, es nicht zu tun, wird danach laut applaudiert!

Mittagessen, Siesta, Karten schreiben. Der Tag klingt mit unserem Abschiedsessen mit Eeva und Mika aus. Wir finden die schöne Taperia Baccus (Rua San Clemente 11) am Rande des Parkes Almeda. Gut, auch hier nur Pilger, aber man fühlt sich nicht geneppt, das Essen ist lecker, Menü für 9 €, der Wirt ist nett, die Atmosphäre gemütlich.

Die Finnen fahren morgen mit einem Mietwagen nach Léon und später weiter nach Bilbáo, ihr Flieger geht am 12. Juni von Barcelona.

Unterkunft: Santiago de Compostela: Hotel San Lorenzo, DZ mit Bad 75€ (Frühstück 5€)


 
 
 
 


Samstag, 07.06.2014: Santiago - Aguapesada (Bus) - Negreira: 11,2 km

Der erste von drei Tagen in galicischem Platzregen!




Wir wollen heute die 23 km bis Negreira abkürzen und das erste Stück mit einem Bus fahren. Zunächst lässt sich diese Idee gar nicht so einfach umsetzen, weil man eigentlich als Pilger entweder komplett den Fern-Bus nach Finisterre nutzt oder eben komplett läuft.
Wieder einmal zahlt es sich aus, dass Rudi seine ersten 10 Lebensjahre in Argentinien verbracht hat, so dass er ohne Probleme dem Herrn an der Rezeption unseres Hotels unseren Wunsch erklären kann. Und siehe da: Es gibt so etwas wie einen Linienbus, der dem Camino folgt: Nr. 9 ab Busbahnhof, Firma Hermanos Ferrin.

Wir fahren mit einem Kleinbus älterer Bauart (wie die Maschrutkas in Georgien) bis nach Agua Pesada, wo uns der äußerst freundliche Busfahrer genau an einer Kreuzungsstelle der Straße mit dem Camino herauslässt.

Es geht zunächst hoch - wie übrigens noch recht oft auf der Strecke nach Finisterre - und in einen Wald, noch trockenen Fußes. Doch bald wird der Himmel tiefschwarz, ein Regenguß droht und wir flüchten unter das Dach eines Rohbaus neben der Straße. Dort rüsten wir uns auf Regen um.
Der Himmel öffnet seine Schleusen, sturzbachähnliche Regenfälle kommen herunter. Das bleibt nun für die nächsten Tage so! Gottseidank hat Rudi darauf bestanden, eine Regenhose mitzunehmen.

In dem sehr idyllischen Ort Ponte Maceira reißt der Himmel für ein paar Minuten auf, so dass man dieses Kleinod fotografieren kann. Allerdings fehlt uns hier etwas Leben, ein offenes Café (wie es im Buch angekündigt wird) gibt es nicht.

Die heutige Etappe endet "nach Art des Hauses": 2-3 km in dickem Regen bei Gegenwind entlang einer befahrenen Straße!

Dafür ist die private Herberge San José tatsächlich empfehlenswert! Im Preis sind Bettzeug und Handtuch inbegriffen, es gibt einen schönen Aufenthaltsraum, die Sanitärs sind prima.

Die Schattenseite der kurzen Etappe durch Busbenutzung ist, dass man zu viel Zeit am Nachmittag hat. Wenn es, wie heute, dann schlechtes Wetter gibt, muss man sehen, wie man die Zeit herum bekommt. Wir schlendern durch den Ort bis zum Denkmal des emigrierenden Familienvaters und wieder zurück - so viel ist hier nun auch nicht zu sehen! Dann landen wir in einer Cerveceria und später gesellen sich Gerti und Frank hinzu.
Gerti ist doch tatsächlich den gesamten Weg bis hierher gelaufen! Brav. Sie hat allerdings, so erzählt sie, einige Zeit in einem Lokal auf das Ende des Regens gewartet. Frank spricht uns in der Herberge an. Er sucht ganz offensichtlich Kontakt, denn er war auf dem Camino del Norte unterwegs und da war er oft tagelang allein unterwegs!

Wir sind nun wieder auf einem neuen Abschnitt unseres Caminos unterwegs: nachdem vorher alle in Porto gestartet waren, kommen auf dem Stück zwischen Santiago und Finisterre bzw. Muxía Pilger zusammen, die vorher auf allen möglichen unterschiedlichen Wegen nach Santiago gepilgert sind.

So heißt nun die erste Frage: Von welchem Camino kommst du? Wie war denn dieser Weg? Und man merkt, dass hier eine andere Kategorie Pilger unterwegs ist. Der "Geist des Camino" kommt hier viel öfter zum Vorschein als auf dem Weg zwischen Porto und Santiago.

Unser kleines Vierergrüppchen bleibt auch zum Abendessen zusammen. Das Essen ist lecker, authentisch und reichhaltig, nur die Wirtin ist etwas muffig und über die Sanitärs reden wir lieber nicht.

Unterkunft: Negreira: Albergue San José: 12€ (incl. Bettzeug und Handtuch)


  Es schüttet!

Anziehen!
 
  Wasserdicht 1
 
  Wasserdicht 2
 
  Puente Maceira
 
  Ebenfalls
 
  Negreira

Der Vater will auswandern
Die Familie will ihn zurück halten
 
 




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