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Dienstag, 20.05.2014 - Mittwoch, 21.05.2014:

Anreise und Porto




"Porto? Da war ich auch mal. Ist 'ne tolle Stadt! Aber da regnet es immer!"

So oder so ähnlich reagierten etliche Freunde und Bekannte, als wir ihnen erzählten, dass wir nach Porto fliegen wollen um von dort aus den Caminho Portugués nach Santiago zu gehen.

Wie wahr! In Deutschland herrscht gerade eine Schönwetterperiode, als wir von Weeze (angeblich Düsseldorf für Ryan Air!) nach Porto fliegen. Dort schüttet es aus Kübeln, als wir mit der Linie E vom Aeroporto in die Stadt fahren.

Apropos Anreise: Wir haben uns für die Anreise mit Ryan Air entschlossen, die wir sehr preisgünstig fanden: 95 € für zwei Personen, nur Hinflug mit je 1 aufgegebenen Gepäckstück und vorgebuchten Sitzplätzen mit Beinfreiheit (Notausgang). Da wir nicht wussten, wie lange wir unterwegs sein würden, wollten wir den Rückflug erst kurz vorher vor Ort buchen. Diese Entscheidung bringt ein erhebliches Maß an Stressfreiheit: man muss nicht eine bestimmte Kilometerzahl "herunterreißen", nur damit man rechtzeitig zum Rückflug in Santiago ankommt. Das hatte sich auch schon bei meinem ersten Camino bewährt.

Pilgerfreunde von uns haben eine andere Variante gewählt: von Frankfurt aus mit Lufthansa nach Porto und zurück. Recht früh gebucht hat sie das ca. 160 € pro Person gekostet, was auch sehr günstig ist. Man sollte auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, die Vueling-Fluglinie zu benutzen, was uns ein Pilgerfreund unterwegs erzählte.

Also, um 5 Uhr aufgestanden, uns vom Schwiegersohn nach Weeze bringen lassen, um 10.20 Uhr abgeflogen und um 11.50 in Porto angekommen. Die einfachste Variante in die Stadt zu kommen ist die Metro (die allerdings vorwiegend oberirdisch fährt), in 34 Minuten sind wir mitten in der Stadt, steigen an der Haltestelle Bolhao aus und werden sofort von der tollen Fassade der Capela das Almas überwältigt. Hier gibt es überall an den Häusern die Azulejos, die bemalten Kacheln.

Unsere Unterkunft ist nicht weit weg, das Hotel Garden House Hostel liegt in der Rua Santa Caterina, dort haben wir die Laranja Suite gebucht (50 € pro Nacht für das Doppelzimmer mit Bad und Frühstück). Es ist ein sympathisches Hostel mit zwei "Suiten" wie der unsrigen und einigen Mehrbettzimmern, einer Küche, einem gemütlichen Aufenthaltsraum und einem Gartenhof, den wir mangels guten Wetters leider nicht benutzen konnten. Es liegt super zentral und ist doch ruhig.

Wir verbringen zwei Tage in dieser wunderschönen Stadt, die irgendwie für mich einen morbiden Charme hat. Sie ist eine Mischung aus Prag, Barcelona, Tiflis und Istanbul. Tolle alte Gebäude, aber oft ziemlich heruntergekommen, freundliche aufgeschlossene Menschen, alte Cafés aus dem vorigen Jahrhundert, bunte Fassaden und all die Azulejos. Aber leider auch leer stehende Geschäfte, deren Fenster und Türen meist zugemauert sind, wohl gegen Vandalismus. Die Krise lässt grüßen!

Wir folgen den Empfehlungen aus dem Pilgerführer von R. Joos und kommen so an den wichtigsten Sights vorbei. In der Markthalle beobachten wir junge Kunststudenten bei ihren Skizzen, wir steigen auf den Turm Dos Clérigos und haben eine bombastische Aussicht über die Stadt., schauen uns die berühmte Buchhandlung Livraria Lello und die benachbarten Sträßchen mit den Jugendstilhäusern an. Wir gehen bis zum Douro und fahren mit der Funicular dos Guindais wieder hoch zur Altstadt und gehen über die berühmte Stahlbrücke Ponte de D. Luis I

Leider müssen wir immer wieder vor dem Regen Schutz suchen.
Am Bahnhof Estacao des S. Bento kommen wir zum Beispiel rechtzeitig vorbei um uns dort unterzustellen. Auch hier ist alles voller bemalter Kacheln. Auch Cafés bieten uns Schutz.

Portugal ist ein Land für Rudi: er liebt Kuchen und hier gibt es unzählige Cafés und Konditoreien. Aber auch ich finde hier etwas, das ich jeden Tag essen kann: Pasteis de nata (Pudding-Pastetchen), dazu einen Galao (Milchkaffee).

In Portugal ist alles sehr billig. In der Galeria de Paris gibt es mittags eine Art Buffet, von dem man für 4,50 € essen kann, der Kaffee kostet selten mehr als 1 €, abends haben wir im "Santiago" (gegenüber dem Colosseum) gegessen, das man uns in unserem Hostel empfohlen hat. Es ist eine gute Snackbar, sehr gut frequentiert, leckeres Essen, mit preiswerten Tagesangeboten.

Wir stellen fest, dass wir uns nicht gut genug auf dieses Land vorbereitet haben: von den Gewohnheiten und Speisen Portugals haben wir keine Ahnung. Gottseidank sprechen hier viele Menschen englisch, denn das Portugiesisch kann man so gut wie gar nicht verstehen, selbst Rudi nicht, der immerhin gut spanisch spricht und gehofft hat, einiges ableiten zu können. Das Problem ist aber, dass (für unsere Ohren) alle Worte miteinander zu einem "Sprachbrei" verbunden werden und man dabei auch noch sehr stark nuschelt, da hat man keine Chance, das ein oder andere Wort zu erhaschen.

In der Hoffnung auf trockeneres Wetter gehen wir nach zwei intensiven Stadt-Tagen ins Bett, morgen soll nun der richtige Camino losgehen!

Unterkunft: Porto: Hotel Garden House Hostel, Laranja Suite: 50 € pro Nacht für das Doppelzimmer mit Bad und Frühstück


  Pasteis de nata
 
  Café Majestic
 
  Der Bahnhof von Porto
 
  Fahrt mit dem Funicular
 
  Aussicht vom Turm Dos Clérigos
 
  Blick von der Dourobrücke
 


Donnerstag, 22.05.2014: Porto - Matosinhos: 12 km

Die ersten Kilometer!




Es hat rechtzeitig aufgehört zu regnen! Na bitte! Es ist noch recht kühl und ausgesprochen windig.
Wir holen uns an der Kathedrale den ersten Stempel/carimbo ab und beginnen unsere Pilgerreise entlang des Douro. Rudis Knie wollen geschont werden, man muss sich noch einlaufen. Das ist mir ganz recht! Mit knapp 10 kg auf dem Rücken geht es sich eben langsamer. Apropos Gewicht: wir sind ganz stolz, dass wir es locker geschafft haben unter 10 kg zu bleiben! Aber wir konnten ja auch von meinen Erfahrungen profitieren.

Obwohl es heute fast die ganze Zeit an der Küstenstraße entlang geht, finden wir den Weg schön. Wir sehen alte z.T. sehr pitoreske Häuser, die Mündung des Douro, Strand mit Granitfelsen, Promenaden mit Cafés und Restaurants, den Fluss und das Meer. Wir haben mit Absicht nur eine kurze Etappe geplant und uns schon zu Hause ein Zimmer in Matosinhos gebucht.

Nachdem man in Porto wenig Pilger gesehen hat, trifft man nun doch einige. Zum Beispiel Erin und Erika aus Seattle, die seit 5 Tagen von Tomar aus unterwegs sind und den ganzen Weg nur entlang der Küste gehen wollen.

Die Metro-Linie A fährt sogar von Porto bis Matosinhos und dort auf der Straße vor unserem Hotel. Matosinhos ist wirklich kein besonderes Kleinod, das man besuchen müsste. Trotzdem machen wir einen kleinen Rundgang, dessen Höhepunkt die wirklich schöne Kirche ist, die mich an die Kolonialzeit in Mexiko oder so erinnert. Sie ist sehr prunkvoll mit Holzschnitzereien und Gold verziert.

Ansonsten bestimmen der Hafen und Industrieanlagen das Stadtbild.
Abends landen wir in einem Fischlokal, das man uns im Hotel empfohlen hat. Und das Essen ist wirklich gut und frisch! Und billig - was wir zunächst nicht glauben konnten, denn die Tische waren vornehm eingedeckt. Es gibt gegrillte Sardinen, Salat, Kartoffeln, Oliven, Brot, Wein und Bier: das alles für 21 €! (Für uns beide!) Eine andere Variante wäre das Coma Bem gewesen, ein einfacheres typisches Lokal, dessen Speisen aber auch nicht schlecht aussehen. Wir trinken dort nur noch einen Absacker.

Unterkunft: Matosinhos: Hotel Porto Mar: DZ 35 € (altes Haus aber sauber), Frühstücksbuffet: 2,50 € pro Person (völlig o.k.)

Fischlokal: Dom Peixe



  Im Pilgerbüro von Porto

Der erste Stempel!
 
  Ein Blick zurück
 
  Unterwegs
 
  Den Douro entlang stadtauswärts
 
  Endlich am Meer!
 
  Kartenspieler am Strand
 
  Die Kathedrale von Matosinhos
 




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