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Freitag, 16.08.2013: Auxerre - Châtel-Censoir (47 km)
Ein Stern, der sich als Perle entpuppt...

Nun fahren wir also auf dem Canal du Nivernais. Man hat uns nicht zu viel versprochen: die Strecke ist viel schöner als am Canal de Bourgogne, es gibt mehr Schiffsverkehr, die Landschaft erscheint etwas lieblicher, man sieht mehr Dörfer und Ortschaften. Und: der Radweg ist in sehr gutem Zustand, weil asphaltiert. Es rollt gut heute!
Das ist auch wichtig, denn die Sonne brennt ganz schön heiß vom Himmel herunter. Nur am Anfang der Etappe gibt es Schatten, danach nicht. Puh!
Wir fahren wieder "bergauf", das heißt, an den Schleusen geht es hoch, aber sehr moderat. Schlimmer sind da wieder einmal die querenden Sträßchen.

Bei der Mittagspause will Rudi sich unter "neuen Strom" setzen, er braucht neue Batterien für seine Hörgeräte. Aber das erste Paar, das er einsetzt, funktioniert nicht. Komisch! Na, er hat ja noch ein paar mehr davon. Nur, dass keine der vorsorglich 12 eingesteckten Batterien ihren Dienst tut. Sie sind alle leer! Ob das an der Hitze liegt? Oder an einer "unsachgemäßen" Lagerung auf der Radreise?
Ist letztendlich egal. Fakt ist, er braucht neue Batterien, hat keine und wir befinden uns "in the middle of nowhere" (einkaufstechnisch gesehen). Was tun? Zurückfahren nach Auxerre? Dazu haben wir wenig Lust; wir sind schon zu weit weg. Der Blick auf die Karte bringt uns auf die Idee, dass man ja mit der Bahn, die auch durch dieses Tal läuft, nach Auxerre fahren kann. Dazu bedarf es einer kleinen Planänderung, unser Etappenziel ist nicht Mailly-le Châtau, sondern Châtel-Censoir. Dabei kommen wir an den sehenswerten Rochers du Saussois vorbei. Später muss ich mal wieder an meine Mitpilgerinnen auf dem Jakobsweg denken, die den Begriff der "jakobäischen Fügung" geprägt haben; und zwar immer dann, wenn etwas anders lief, als geplant und es am Ende eigentlich immer besser war.
So nämlich auch heute: der Campingplatz von Châtel-Censoir hat zwar nur einen Stern, gefällt uns aber ausgesprochen gut. Er liegt direkt am Kanal, die Sanitärs sind neu und
sauber, der Platz hat Atmosphäre, nette Leute, einen netten Patron und man kann den netten kleinen Ort mit "tous commerces" prima zu Fuß erreichen.

Begegnungen des Tages: der nette Apotheker aus Châtel-Censoir,
der selbstverständlich die Batterien für Rudi hat. Sie haben den richtigen Durchmesser, sind nur leider zu dick. Das stellt man aber erst fest, als Rudi die Packung geöffnet hat, die Versiegelung entfernt hat und sie einsetzen will. Der Apotheker schaut daraufhin in seinem Computer nach, findet die richtigen Batterien, kann sie bis morgen Vormittag bestellen. Das ist ja hervorragend. Und ohne ein Wort nimmt er die bereits ausgepackte Batterie, klebt das Siegel wieder drauf, verschließt die Packung und gibt Rudi das Geld zurück!

Und: das Radlerpaar aus St. Etienne
Als sie auf dem Platz ankommen, denken wir, dass sie auf einem Wochenendtrip sind, weil sie sehr wenig Gepäck haben. Doch weit gefehlt! Sie sind schon 5 Tage unterwegs und wollen nach Namur in Belgien. Warum? Zum Bier trinken, Fritten und Waffeln essen, sagen sie! Wir sitzen abends gemeinsam am Picknicktisch und kochen. Während wir mit etwas langen Zähnen Couscous mit dem dazugehörigen Gemüse (aus der Dose) und Bier aus der Dose verspeisen, wird neben uns ein richtiges 4-Gänge-Menu angerichtet: Melone (Vorspeise), Bandnudeln mit Pesto (Zwischengang), gegrilltes Rind mit Baguette (Hauptgang) und Käse zum Abschluss. Dazu gibt es Chablis vom Feinsten! So etwas hätten wir diesem minimalistisch ausgestatteten Paar gar nicht zugetraut. Bei jeder neugierigen Nachfrage unsererseits, was man denn nebenan auf dem Tisch hat, bekommen wir davon etwas zum Probieren angeboten! Sie erklärten, dass sie diesen guten Wein geschenkt bekommen hätten und deshalb ein vernünftiges Essen dazu machen wollten. Der Grill gehört übrigens zur Campingplatzausstattung und das Brennmaterial wurde im umliegenden Gebüsch gesammelt!

Camping Municipal Châtel-Censoir: 7,90 €



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