Die Idee

Im Grunde ist es ein uralter Traum meiner Frau Bille, von Deutschland aus über ein Stück Rhône ans Mittelmeer zu fahren. Also wurde gegoogelt und gesurft und das Forum (www.rad-forum.de) befragt. Es kamen die tollsten Ideen dabei heraus und jede Menge Reiseberichte von Gleichgesinnten. Und auch der Hinweis auf "vers la mer", eine private Initiative von Maia und Joel Henry. Die beiden haben im Jahre 2000 die ca. 920 km lange Strecke von Strasbourg nach Saintes Maries de la mer mit kleinen quadratischen Klebeschildern markiert. Benutzt werden dabei fast nur ganz gering befahrene "weiße" Strassen der 200.000er Michelin-Karten und sehr häufig die Treidelpfade (chemin de halage) unterschiedlichster Beschaffenheit. Und für diese Streckenführung haben wir uns entschieden - zumindest bis Lyon wollten wir erst einmal fahren.

Danach wollten wir die Rhône bis zum Rhônegletscher hoch, mit der Bahn o.ä. über/bzw. unter Furka- und Oberalp-Pass und von der Rheinquelle zurück nach Strasbourg. Aber dazu hat die Zeit nicht mehr gereicht... Nächstes Mal...!


Die Aufkleber waren nicht immer gleich zu sehen und manchmal gab es nur noch Kleberrückstände oder völlig verblichene Schildchen. Aber das quadratisch geschulte Auge wusste gleich: "Wir haben ihn wieder!" (den Weg)



Fazit

Das kommt eigentlich zum Schluss, aber wir waren so begeistert von der Streckenführung, dass wir dies hier sofort loswerden wollen: Die Tour war einfach klasse und supererholsam! (Obwohl Rudi erst gar nicht sooo begeistert von der Strecke war: "Das kennen wir doch schon alles, da sind wir doch schon zig-Mal mit dem Auto durch gefahren!" - aber, wie immer, wenn man eine Gegend mit dem Rad bereist, sieht man eine völlig neue Landschaft! Ich hätte nie gedacht, dass das Saône-Tal so schön ist!)

Dazu muss man wissen, dass wir Genussradler sind und pro Tag etwa 50-60 km fahren. Mit dem kleinen Heftchen der zu durchfahrenden Orte kamen wir sehr gut klar. Wir hatten uns den 200.000er Michelin Autoatlas gekauft, die entsprechenden Seiten kopiert, die Route gemarkert, die entsprechenden Seiten aus dem Atlas getrennt und sind dann mit den Kopien und den Originalen losgefahren. Am meisten hat uns die Streckenführung gefallen: kleine, ruhige, idyllische, beschauliche Wege mitten durch die schönste Natur - sehr meditativ! So eine Tour MUSS man langsam radeln! Und Campingplätze zu genüge. Die Etappen waren bis auf kleine Ausnahmen gut einteilbar. Und die Campingplatzgebühren: im Schnitt so um die 9-10 Euro - auch erträglich! Nun gut: den Einkauf muss man in Frankreich etwas genauer planen, da es nicht überall Läden gibt. Aber wenn man rechtzeitig seinen Proviant kauft, ist es machbar.

Schon jetzt steht fest: die nächte Tour wird wieder durch Frankreich mit seinen Tälern, Flüssen und Kanälen gehen!



Infos

Wir sind diese Strecke vom 13.7.2005 bis zum 8.8.2005 gefahren.



Die Original-Streckenführung von "vers-la-mer" kann man hier runterladen. Wenn es nicht klappt, bitte mailen. Wir schicken sie euch dann als Emailanhang!

Maia und Joel Henry, 3, rue de Bâle, F 67100 Strasbourg (von ihnen kann man sich die Streckenführung und neue Aufkleber zum Aktualisieren der verblichenen Sticker schicken lassen) / Joel-henry@libertysurf.fr

Michelin Atlas: 1:200.000

100.000er Karten: IGN (topografische Karten, wenn man es an einigen Stellen genauer haben will)

cyklos: Nordostfrankreich per Rad (Kettler Verlag)

Die angegebenen Campingpreise gelten für 2 Personen mit 1 Zelt. Auf fast jedem Camping kann man Baguette und Croissants bestellen, es sei denn der Ort ist ganz nah. Ein paar Male haben die Platzbesitzer extra für uns Brot besorgt.



1. Tag

Hartheim - Neuenburg / 20 km

  
 

Eigentlich wollten wir von zu Hause aus losfahren (Marienheide bei Gummersbach / 40 km östl. von Köln), aber die Strecke bis Strasbourg den Rhein entlang kennen wir schon. Und wie der Zufall es will, wohnt die Tochter unseres Nachbarn in Hartheim und erklärte sich bereit, unser Auto zu hüten.

20 km schattiger Weg entlang des friedlich und biotopisch wirkenden Rheins bis Neuenburg.

Schöner Campingplatz, 15 Euro, Laden vorhanden



2. Tag

Neuenburg - Altkirch / 51 km

         

 

Jetzt geht's richtig los! Und auch die blauen Aufkleber sind da! Der Rhein-Rhône-Kanal ist anfangs noch etwas sehr streng, wird dann aber immer idyllischer, vor allem durch die unzählichen Schleusen. Jede einzelne ist ander gestaltet, meist mit Blumen übersät und überall gibt es etwas zu knipsen und zu schauen.

Da wir heute richtig loslegen wollten, haben wir uns nur eine kleine Runde durch Mulhouse geleistet und sind von den Gebäuden am Marktplatz sehr beeindruckt.

Der Campingplatz von Altkirch liegt ganz oberhalb der Stadt. Nach der ersten Etappe bei ziemlicher Hitze ging der Anstieg aus dem Tal des Rhein-Rhône-Kanals ganz nett an die Substanz! So haben wir den eigentlich recht malerischen Ort Altkirch gar nicht gewürdigt, denn wir waren froh, angekommen zu sein. Der Platz erwies sich als nettes Plätzchen mit Restaurant. Da heute 14.Juli (Nationalfeiertag) war, gab es nichts zu kaufen, das Restaurent am Platz kam uns gerade recht. Einfaches Essen, aber schmackhaft und nicht sehr billig!

Camping: 8,50 Euro.



3. Tag

Altkirch - Mandeure südlich von Montbéliard / 67 km

         

 

 

Auf den Nachmittag dieser Etappe darf ich Bille nicht ansprechen. Ich hatte mich nicht über die Campingplätze informiert und dann gemeckert, dass keiner kommt. Und dann mussten wir halt über diesen blöden Berg und dann nahm das Ganze kein Ende und überhaupt lag der Camping gar nicht an unserer Route. Somit waren wir erst gegen 22 Uhr da und wollten und haben auch noch gekocht. Und wie gerne hätte ich ein kühles Bierchen gehabt! Campingkneipe? Zu! 21 Uhr Ende! Aber der Mann der Platzbesitzerin schloss noch einmal auf, schmiss die Kühlung an und zapfte uns 2 Glas Bier! So etwas erlebt man - glaube ich - nur als Reiseradler!

Bei dieser Etappe gab es viel friedliche Eindrücke. Deshalb auch das Tagesmotto "Langsam rollen sie.." (siehe 4. Bild) Überall lagen Schiffe am Ufer und die Leute lasen Zeitung, aßen oder liessen es sich einfach nur gut gehen.

Und immer wieder lugte das blaue Schidchen irgendwo hervor. Gegenwind. Zwei Jugendliche getroffen. Einer mit Anhänger, der andere mit 1000 Packtaschen. Wollen 2500 km in 3 Wochen machen... Die Jugend. Vor Montbéliard gibt es ein regelrechtes Kanalnetz, so dass man dort auch entlang eines Kanals nach Belfort gelangen kann. Das wollten wir aber nicht, trotzdem sind wir erstmal falsch gefahren, also Richtung Belfort. Kamen an einigen Touristenbooten vorbei, auf denen man zu Abend speiste. "Bon appétit!" (Man ist ja höflich.) 10 Minuten später kamen wir wieder vorbei "Finit?"

Es war heute übrigens so heiß, dass wir eine ausgiebige Siesta im Schatten machen mussten! Ab Valdieu am linken Kanalufer auf dem Treidelpfad fahren! (Der offizielle Radweg macht einen Umweg, der aber über eine Anhöhe geht.) Man kann gut weiter fahren und muss eine etwas holprige Strecke in Kauf nehmen, die aber bald von einer frisch geteerten Strecke abgelöst wird! Prima! Inzwischen haben wir das Schleusensystem verstanden: es gibt 26 Schleusen (écluses) "Nord", die wie eine lang gezogene Treppe hoch zum Scheitelpunkt (bei Valdieu) führen, danach mehrere Schleusen "Sud" wieder hinunter. Entsprechend verläuft der Radweg auf dem Chemin de Halage (Treidelpfad) eben und steigt nur an der Schleuse an, als ob man auf eine Brücke fahren müsste. Sehr praktisch!

Auf dem Campingplatz trafen wir einen Belgier in fortgeschrittenem Alter, der sich "wie 19" fühlt, wenn er auf seinem Rad unterwegs ist. Er kennt jeden Pass und jeden Col und fährt überhaupt nur noch mit dem Rad. Im Augenblick fährt er wohl die Tour de France Etappen nach: Ballon d'Alsace, Galibier...

Camping Mandeure 8,10 Euro. Bäcker + Läden im Dorf.



4. Tag

Mandeure - Clerval / 47 km

         

 

Heute ging es teilweise am Kanal, teilweise etwas mehr durchs Hinterland. Es ging immer schön auf und ab und wir kamen an der wohl kleinsten Mairie vorbei und durch viele kleine malerische Örtchen (z.B. Isle sur le Doubs). Zum Schluss landeten wir in Clerval mit einem ziemlich großen Campingplatz (6 Euro), der vorwiegend von Franzosen besucht war. Das Tal des Doubs ist hier teilweise recht eng und dadurch malerisch. Da das Wochenende nahte, mussten wir entsprechend einkaufen. Auch Klopapier war nötig - aber in Frankreich wird alles nur im 6er-Pack verkauft, was für Radwanderer ungünstig ist. Als wir nach einem kleineren Gebinde fragten, hieß es erst "nur was da ist, also 6 Rollen", aber...mit dem vélo...Darauf hin verschwand die nette Dame im Hinterzimmer und kam mit zwei einzelnen Rollen wieder, die sie uns schenkte! Ein weiteres Problem für uns als Radwanderer war die Kühlung! Besonders, wenn man in der Hitze gerne mal ein kaltes Bier trinken würde...also, Tiefkühlmenü kaufen, Bier in Wasser legen, Tiefkühlmenü dazu, dann hat man zu gegebener Zeit ein annehmbar kühles Bier und das Essen ist aufgetaut! (Bild -> 5. Tag)

Camping: 6 Euro, Läden fußläufig im Ort



5. Tag

Clerval - Baume-les-Dames / 20 km

       
 

Wir haben wirklich die heißeste Periode erwischt: täglich bis zu 35°C ! Zum Glück gibt's den Fahrtwind und später auch den Gegenwind. Ich hab' mich noch nie so über Gegenwind gefreut! Und irgendwie hat der dieses Jahr gar keine bremsende Wirkung!

Also: um 10.30 Uhr hatten wir unsere Klamotten gepackt, wollten losfahren - und haben uns erst einmal schweißgebadet in den Schatten gesetzt. Neben uns lag die liebenswerte Französin hinter ihrem kleinen Citroen im Schatten uns wir klönten mit ihr. Dann kamen die WoMo-Deutschen: "Wie machen Sie das bloß!? - Ist das nicht sehr anstrengend?" Der nächste "Gast" war ein kleiner rundlicher Franzose mit einer Hochglanzillustrierten: Eine Eisenbahner-Modellbau-Zeitschrift. Da war er drin!! Mit vielen Bildern seiner gigantischen Anlage! Und so unterhielt man sich über Spur HO und Spur N und über Fleischmann und Faller und und und..

... und losgekommen sind wir um halb sieben abends! Da wurde es halbwegs erträglich. Über mehrere sanfte Hügel durch malerische Landschaften gelangten wir nach Baume, wo der Campingplatz nicht ausgeschildert ist. Fragt man einen Einheimischen, dann sagt er mit dem Brustton der Überzeugung: "Och, nur noch 300m gerade aus!" - Der nächste spricht dann schon von 2-3 km. Na ja, das einzige Hinweisschild auf einen Camping zeigte in die völlig verkehrte Richtung. Was tun? Fahren? Fragen? Zurück fahren? - Fragen! - Und eine neue Antwort bekommen. Und endlich ankommen!

Schlichter, aber netter Platz direkt am Doubs 7 Euro + 0,50 Euro pro Dusche; man kann Brot bestellen, aber kein Laden in der Nähe!



6. Tag

Baume-les-Dames - Chalezeule, 12km vor Besancon / 34 km

   
 

Schöne, malerische Etappe. Unterwegs kamen uns sogar zwei Radwanderer-Pärchen entgegen. Mittags gab es ein heftiges, aber kurzes Gewitter. Wir hatten uns rechtzeitig untergestellt.

Camping 12,80 Euro; viele Radwanderer wg. Besancon; der Camping liegt 12 km nordöstlich von Besancon. Busmöglichkeit in die Stadt. Carrefour (Supermarkt) in der Nähe; nach "Schleichweg" dorthin fragen! Schwimmbad neben dem Camping.



7. Tag

Chaleuze - Besancon / Ruhetag mit Stadtbesichtigung

 
 

Mit dem Bus in die Stadt gefahren, ein bisschen gebummelt, Stadt angesehen, zur Zitadelle hinaufgedackelt, dann doch nicht hineingegangen (15 Euro Eintritt!), außerdem war nicht alles zugänglich, heute war Dienstag und da haben in Frankreich die Museen zu.



8. Tag

Chalezeule - Fraisans / 48 km

         

 
 

Vom Camping aus sind es 12 km bis Besancon. Dann müsste man eigentlich eine große Schleife um den Ort machen, doch genialerweise gibt es unter dem Berg der Zitadelle einen Tunnel für Boote, Fußgänger und Radfahrer! Das war natürlich eine freudige Überraschung! Später bei Thoraise treffen wir noch einmal auf einen Kanaltunnel: wie bei der Eisenbahn fließt der Kanal durch einen Tunnel hindurch! Witzig!

Hinter dem Tunnel ist eine schöne Schleuse, an der wir Mittag gemacht haben. Und dann passierte das Malheur: Bille stürzte beim Anfahren so unglücklich, dass sie sich das linke Handgelenk übel verstaucht hat. Trotzdem mussten wir weiter radeln (mit kaputter Hand) um den Camping von Fraisans zu erreichen.

Hier kam es dann zu unserem obligatorischen Arztbesuch im Urlaub. Das Ergebnis war ein wunderschöner Gipsverband! Am nächsten Tag soll Bille die Hand röntgen lassen. Wo? Im nächsten Ort - zum Glück - gibt es einen Radiologen. Wie hin kommen? Mit dem Bus? (7.05 Uhr hin / 19.oo Uhr zurück - nicht in der Ferienzeit!) Also: Taxi? Jetzt zeigte sich die wahre Größe des Platzwartes von Fraisans: Er organisierte selbstredend ein Taxi für den nächsten Tag 9.00 Uhr.

Abends haben wir dann noch zig Fotos von dem Postkartenörtchen Fraisans mit und ohne Sonnenuntergang gemacht. Wirklich sehr idyllisch! Kleiner aber sehr liebevoll gepflegter Campingplatz. Der Maître ist auch gleichzeitig der Dorfpolizist. Wir hatten ihn gar nicht erkannt, als er im Polizeiauto (Police rural) und in Uniform vorbeischaute.

Camping 6 Euro. 10 min zum Ortskern bzw. Supermarkt neben dem Camping.



9. Tag

Fraisans - Ruhetag - Arztbesuche - Röntgen

       
 

Heute gab es diverse Sprachlektionen in Frankreich: 1. Der Arztbesuch, 2. Beim Radiologen , 3. Die Taxifahrerin, 4. Die neue Ärztin, 5. In der Apotheke - Anpassen der Armschiene, 6. Im Supermarkt - das französische Rabattsystem mit Wertmarken.

Der Maître (Platzwart) hat Bille das Behindertenbad aufgeschlossen! Nur für sie! Und warum wir uns nicht Tisch und Stühle zu unserem Platz mitnehmen! Hier zeigte sich eindrucksvoll der langjährige Einfluss von UV-Strahlung: nachdem ich mich einmal kräftig auf die Armlehne gestützt habe, brach diese ab. Also neuen Stuhl geholt.



10. Tag

Fraisans - Ruhetag - Lesen - Handpflege

         
 

Neben uns stehen Alwyn und Val aus GB mit dem Wohnwagen. Beide sind frühpensionierte Lehrer, die nur noch radfahren oder Orientierungsläufe machen. Sind von London bis Gibraltar und von Cornwall bis Schottland geradelt. Und 6 Monate durch Australien. Da gab es eine Menge Geschichten und Anekdoten zu erzählen. Sehr nette Menschen!

Dann ist da noch ein junges Pärchen aus Berlin. Sie wollen auch zum Mittelmeer. Wir erzählen von der "vers-la-mer" Strecke und schenken ihnen einen Aufkleber. Im Tabac haben sie sich unser Ortsverzeichnis noch schnell kopiert. (P.S. das wir auf der vorletzten Etappe irgendwie verloren haben...aber zu Hause ist noch ein Original, Gott sei Dank!)

Wir haben viel zu viel Klamotten mit, vor allem Kleidung! Also schicken wir ein Paket nach Hause (4,66 kg => 26 Euro). Jetzt haben wir nur noch jeder 3 Radtrikots, die wir jeden Abend nach Gebrauch auswaschen, damit wir nicht wie auf der Tschechien-Tour lauter Pickel am Po kriegen. Dann hat jeder 2 Rad-T-Shirts und für die Freizeit / den Abend 1 lange Zip-Hose, 2 Hemden und 1 Fleece-Jacke. Ein paar feste Turnschuhe und Regenzeug. Ende.

Heute haben wir uns das ganz niedliche Dörfchen Fraisans angesehen und dabei festgestellt, dass hier eine Hochburg der Eisen- und Stahlverarbeitung war. Unter anderem wurden hier die Stahlträger für die unteren beiden Stockwerke des Eiffelturms hergestellt! Es gibt auch ein winziges Museum dazu. Klein, aber liebevoll und sehr "handmade" eingerichtet (Sa. und So. von 14 - 18 Uhr).

Den Rest des Tages haben wir gelesen.



11. Tag

Fraisans - Ruhetag - Lesen - Rudi holt das Auto

 
 

Heute sollte es (eigentlich) weiter gehen. Bille versucht Rad zu fahren, doch es hat keinen Zweck. Das Handgelenk ist noch viel zu lädiert. Nebenan ist ein WoMo-Pärchen aus Friedberg, dem wir unser Leid und Elend geklagt haben. Er, Jan, bietet darauf an, mich, Rudi, zu unserem Auto nach Hartheim mit zu nehmen, da sie ohnehin auf der Heimfahrt seien und dort vorbei kämen. Tolle Sache! Abends um 18 Uhr war ich dann zurück. Mit unserem VW-Bus.

Abends gab es leichten Regen, doch wir hatten ja jetzt unser "Wohnzimmer".



12.- 19. Tag

Übersiedlung von Fraisans zum Rhônetal mit dem Auto

"Urlaub" mit Pool und Lesen

         

         
 

Jetzt machen wir Nägel mit Köpfen: Bille wird eine Woche GAR NICHTS tun. Also beschließen wir, ins Rhônetal zu fahren, wo wir ja ursprünglich hin wollten. Wir fahren mit dem Auto durchs sehr malerische Jura zunächst nach Seyssel, weil Martin Würfl aus dem Forum sagte, der Camping dort sei nett. War er auch, nur sehr voll und es gab keine schattigen oder ebenen Plätze mehr.

Also weiter nach Serrière en Chautagne. Dort sind die Stellplätze alle mit dichen Hecken eingezäunt und wir fühlten uns viel zu isoliert und hatten überhaubt nichts zu gucken und keine Anlässe zum Lästern.

Also sind wir am nächsten Tag zum Camping Saumont bei Ruffieux gefahren (ca. stolze 15 Euro pro Nacht (mit Strom und Auto) - hat aber 'nen Pool - und hat uns einfach gefallen!). Der hat seit diesem Jahr einen neuen Besitzer, der sehr nett ist und den Platz sehr liebevoll führt. Der Platz ist zwar voll in holländischer Hand, aber wir haben uns in der einen Woche dort sauwohl gefühlt! Sehr zu empfehlen! Liegt praktisch am Rhôneradweg.

Jetzt hießen die Hauptbeschäftigungen: Pool und Lesen. Wir hatten fast täglich 35°C, so dass an Radfahren ohnehin nicht zu denken gewesen wäre war.

Darüber hinaus haben wir uns Aix-les-Bains (Badeort mit fast nur Senioren), Annecy (extrem malerisch - ich habe locker 30 Fotos gemacht - und Genf (deutsche und englische Buchhandlung! - Wir haben keine Bücher mehr!) angesehen. Man kann fast überall mit einer einfachen EC-Karte zahlen.

Danach sind wir am 19. Tag wieder zurück zu unserem "Zuhause" Fraisans, um die Tour fortzusetzen. Wir wurden vom Maître wie alte Freunde empfangen! Richtig toll!



20. Tag

Fraisans - Petit Noir / 58 km

         
 

Natürlich war es überhaupt kein Problem, hier auf dem Platz in Fraisans unseren Bus zu lassen, während wir den zweiten Teil unserer Radreise in Angriff nahmen! Es tut gut, wieder Rad zu fahren! Das Wetter ist inzwischen auch erträglich geworden, es ist geradezu "kalt" gegenüber der vorigen Woche, aber trocken, sonnig und genau richtiges Radelwetter! Bille benutzt ihre schicke schwarz-blaue Schiene zum Radfahren, aber es geht ganz gut. Es geht entlang des Kanals über Rochefort (sehr malerische Ecke mit Kreidefelsen) nach Dole. Kurz vor Dole ist der Kanal mit schönen alten Platanen gesäumt - aber "Route Barrée"! Rudi kümmert sich natürlich nicht darum - was mir - wie üblich nicht behagt - wir fahren weiter und stehen vor einem Gitter, kurz dahinter wäre Dole! Grund: Es hatte letzte Woche wohl ein Hagelunwetter gegeben, so dass man Astbruch befürchtete, deswegen die vorsorgliche Sperrung. Aber andere Menschen hatten wohl auch diesen Weg genommen und man konnte über einen Holzstapel klettern, um weiter zu fahren. Hinter Dole (mit eindrucksvoller Kathedrale) wird die Landschaft eintöniger, flach, weite, teilweise abgeerntete Felder, dann wieder die Nähe des Doubs. Der Kanal nimmt ab Dole eine kürzere Variante zur Saône, der Doubs mäandriert so vor sich hin und braucht noch ein paar km mehr. Wie immer war das Stück nach der Mittagspause vertrackt, wir fanden nicht den richtigen Weg und haben uns mehrmals verfranst, einige Leute gefragt, dann einige 100 m quasi entlang der Autobahn gefahren, um dann schließlich irgendwo wieder unser "vers la mer"-Zeichen zu finden und in Petit Noir anzukommen. Wir waren recht erstaunt, dass es da überhaupt einen Campingplatz gibt, aber hier machen Leute aus der Umgebung bis hin nach Dijon Urlaub. Man angelt im Doubs, plantscht darin, spielt Boule, lässt es sich gut gehen.

Camping: 8,88 Euro - 2 km bis zum Ort - kein Brot am Platz



21. Tag

Petit Noir - Chalon-sur-Saône / 64 km

     
 

Zunächst ging es entlang des Doubs, oft recht malerisch. Mittags erreichten wir Verdun-sur-le-Doubs. Gerade rechtzeitig, um vor einem heftigen Gewitter zunächst unter dichte Platanen, dann bei der Tourist-Info, schließlich in einem typisch französischen Café Schutz zu suchen. Danach - typisch - mehrfach verfranst, bzw. mit der Kirche ums Kreuz gefahren, weil es mal wieder eine Route barrée gab, so dass wir unsere Zeichen für kurze Zeit verloren. Dann noch mal untergestellt, um den Regen abzuwarten, um schließlich - gehört einfach dazu - den letzten Teil der Tagesetappe nach Chalon-sur-Saône so richtig im Dauer-Wolkenbruch zu fahren. Und das auf den Haupteinflugsschneisen in die Stadt - gesehen haben wir eigentlich nicht viel - es war eher Fahren nach Gefühl. Camping? Es hat abends geschüttet! => Hotel (58 Euro + 7,70 für eine Garage für die Räder). Sind dann in die "Gourmet-Straße" (Rue de Strasbourg) gegangen, haben uns für einen Mittelweg zwischen Fast-Food und 4-Gänge-Menü entschieden und haben Chèvre chaud und Pizza mit Aperitif und Wein, und Café entschieden. Lecker und trocken!



22. Tag

Chalon-sur-Saône - Tournus / 35 km

  
 

Dieses Jahr sind unsere Etappen ziemlich kurz, aber das ist uns egal. Heute z.B. sind wir ca. 17 km auf holprigen Wiesenwegen gefahren, da war uns das Etappenziel Tournus gerade recht. Das Wetter hatte sich wieder völlig beruhigt, es wurde wieder sonnig und angenehm warm. Es war heute eine Etappe mit wenig Möglichkeit zum Einkaufen, also gab es mittags die bange Frage "Reicht unser Wasser noch?" Als wir an einer Kneipe nach der nächsten "Alimentation" fragten, müssen wir so verzweifelt geguckt haben, dass die Dame des Hauses uns anbot, eine Flasche Wasser zu verkaufen. "Gerne!" Kostenpunkt: 4 Euro! Zwischendurch kamen wir an einem hochherrschaftlichen Camping vorbei (4 Sterne, bei einem ehemaligen Weingut) l'Eperviere - complet! Wir sind lieber auf dem Camping municipal in Tournus untergekommen. Tournus ist ein Ort, der praktisch um eine mächtige Abbaye gebaut wurde.

Camping: 8,50 Euro - Brot am Platz



23. Tag

Tournus - Mâcon / 40 km

    
 

Heute, wie auch in den vergangenen Tagen wieder Rückenwind! Sonne! Prima! Nachdem wir etwas mit der Wegführung gehadert haben - wegen der Wiesenweg-Hoppelei gestern - haben wir uns doch entschieden, weiter den Empfehlungen des "vers la mer" Weges zu folgen, obwohl es wieder entlang der Saône auf Feldwegen gehen sollte. Gut so! Sonst wären wir über eine schnurgerade langweilige D irgendetwas gefahren und hätten nicht die Schönheit des Saône-Tales gesehen und hätten nicht den radfahrenden "Freak" (ein Deutscher) mit den zwei aneinander-gekoppelten Anhängern gesehen. Er hatte zig Hunde, Katzen und Hühner mit - ob die alle artgerecht gehalten werden...? - Aber schon interessant, dieser Lebenskünstler. Er sagte, dass er schon lange durch Europa tingelt, gab uns gute Tipps für die Weiterfahrt. Die Einfahrt nach Mâcon gestaltete sich etwas abenteuerlich, weil wir unversehens auf der vierspurigen National gelandet waren, die aber zum Camping führte. Als wir ankamen, war der Platz übersichtlich belegt. Aber dann kam ununterbrochen ganz Holland in Wohnwagengespannen angefahren, so etwas habe ich noch nicht erlebt! Man hat die Leute in Zweierreihen eingewiesen und abgefertigt! Die Niederlande müssen entvölkert gewesen sein! Mâcon selber ist nett anzugucken, haben dort noch eine Runde in der Abendsonne gedreht und eine Pastis am Maison du Bois getrunken.

Camping 8,50 Euro - Laden am Platz: 8 bis 22 Uhr



24. Tag

Mâcon - Villars / 58 km

  
 

Heute geht es von der Saône weg in das Gebiet der Dombes. Das ist ein hügeliges (!) Gebiet mit unzähligen, meist künstlich angelegten Teichen, die zur Fischzucht dienen. Heiß war es wieder und da floss so mancher Tropfen Schweiß, wenn es mal wieder hoch ging. Highlight war - völlig unerwartet - der Ort Châtillon-sur-Chalaronne. Viele Blumen - wie überall in den französischen Städten - und ein Ortskern aus Fachwerk! Wir haben festgestellt, dass eigentlich jede Etappe anders ist. Schon toll! Hier in dem Gebiet der Dombes gibt es unzählige kleine Straßen, die gut und gerne mit dem Rad befahren werden, und das mit kaum Auto-Verkehr. So ist es nicht ganz verwunderlich, dass es mitten in dieser eigentlich einsamen Landschaft einen 4-Sterne-Camping gibt. Der erschien uns aber viel zu laut und zu hektisch, also suchten wir den zweiten Camping von Villars auf, der war das andere Extrem! Na ja, nie ist es recht!

Camping 9,90 Euro - schlichter Platz mit allerdings sauberen Sanitärcontainern und 2 km vom Ort weg.



25. Tag

Villars - Meyzieu bei Lyon / 47 km

   
 

Letzte Etappe! Heute ging es vorwiegend abwärts, nachdem wir vorher noch ein Stück auf der Route des Etangs praktisch verkehrsfrei an den Teichen und Städtchen der Dombes vorbei gefahren sind. In Montluel - nun schon im breiten Rhônetal - fragen wir vorsichtshalber nach dem von uns auserkorenen Camping in Niévroz, damit wir etwas Abstand zu Lyon halten können. War eine gute Idee, dieser Camping war nämlicch wegen Umbauarbeiten geschlossen. Also doch nach Meyzieu. Wir fuhren ca. 12 km entlang der National 84, was aber diesmal kein Problem war, da es Samstag Mittag war und leer und es über weite Strecken eine echte Radspur gab. Dann ging es quer durch den Parc de Miribel-Jonage, ein Naherholungs-Park, der uns an die Bonner Rheinaue-Wi8esen erinnerte. Letzte Mittagsrast unterwegs am "Strand" des durch die Rhône gespeisten Sees dort. Der Camping Meyzieu: angeblich 3 Sterne (in Wirklichkeit max. 0,25 Sterne!) Völlig herunter gekommene Sanitärs! Aber ruhig und friedlich. Uns setzte der Maître auf eine riesige Wiese - ganz allein. War zwar ruhig, aber natürlich völlig unbewacht. Ging aber gut. Nach Zeltaufbau fuhren wir noch einmal im Intermarché einkaufen, kamen an der Haltestelle vorbei, an der wir den Bus (danach die U-Bahn) nach Lyon nehmen wollten - puh, ganz schön weit vom Camping entfernt! Und wir wollten doch noch in die Stadt - Lyon am Abend muss ganz schön sein! Und ziemlich warm war es auch! Und der Ort Meyzieu machte einen ganz normalen Eindruck! Also, was soll's, wird schon nichts passieren! Wir fuhren mit dem Rad zu besagter Haltestelle, schlossen unsere Räder zusammen und stellten sie hinter einem Mäuerchen auf dem Parkplatz einer Immobilienfirma ab. Lyon war wirklich schön! Was uns immer als ätzende Stadt, die ein Verkehrshindernis auf dem Weg in die Provence in Erinnerung war, hatte wirklich Atmosphäre und in der Innenstadt ist ein großer Bereich - zu Recht - als Weltkulturerbe geschützt. Wir wollten den nächsten Tag - Sonntag - dann mit etwas gezielter Erkundung verbringen. Als wir mit dieser Idee im Kopf mit dem Bus wieder nach Meyzieu kamen....waren die Räder weg! Ich weiß, wir waren auch reichlich leichtsinnig! Aber deswegen muß man trotzdem nicht unsere Räder klauen! Mit den wildesten Vorstellungen über den Zustand unseres Zeltes mit all den über die Jahre liebevoll angeschafften Utensilien legten wir die Strecke zum Camping nun zu Fuß erstaunlich schnell zurück, aber, wie gesagt, beim Zelt war alles in Ordnung.

Camping: 10,10 Euro mit VW-Bus



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26. Tag

Meyzieu

         
 

Unsere Lust, Lyon richtig zu erkunden, war verflogen. Nur noch nach Hause, schade, dass die Stimmung leidet! Aber mit der Zeit haben wir uns wieder beruhigt, nützt ja nichts! Rudi ist dann mit dem Zug nach Besancon gefahren, um in Fraisans unseren VW-Bus abzuholen, hat mich dann in Meyzieu mit unseren Klamotten aufgegabelt und am Montag haben wir dann unsere letzte Lektion für angewandtes Französisch absolviert: Anzeige erstatten auf der Gendarmerie (für die Versicherung).

In Besancon gab es wieder, wie so oft dieses Jahr, nette Mitmenschen. Als Rudi sich erkundigt hat, wie man nach Fraisans kommen kann( Zug? Non! Bus? Non! Taxi??? Wohl irgendwie zu Fuß!), kam ein Bahnbeamter vorbei und fragte nach, worum es ginge. "Nach Fraisans will er? Na, ich habe in einer halben Stunde Dienstschluss und muss in die Nähe, ich kann ihn mit nehmen!" Und auf die Frage, wieviel wir dem Maître vom Camping in Fraisans für das Parken des Busses zu zahlen haben... rien!



27. Tag

Meyzieu - Marienheide / 919 km (Heimfahrt)

 

Die Heimfahrt ging erstaunlich gut, keine Staus. Nur das Wetter wurde zunehmend schlechter, kalt und regnerisch! Das kannten wir eigentlich gar nicht mehr. Es war ein toller Urlaub! Trotz diverser nicht geplanter Ereignisse. Als Radwanderer erlebt man ein Land eben intensiver! Auch, wenn man im Allgemeinen vom Rhônetal als Radstrecke abrät, ich könnte mir vorstellen, den Weg "vers la mer" weiter zu fahren, da man auch dort einen anderen Eindruck bekommen wird, als den, dan man landläufig kennt!